Hundehalter und Jäger - der ewige Konflikt?
Archivmeldung vom 09.06.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićHundehalter und Jäger haben immer wieder Reibungspunkte. Der nicht angeleinte Hund im Revier führt häufig zu Auseinandersetzungen zwischen den Parteien - aber sind denn die Sichtweisen tatsächlich so unterschiedlich? Könnte es sich nicht auch schlichtweg um Missverständnisse, um eine falsch verlaufende Kommunikation handeln?
Natürlich sind beide Haltungen grundsätzlich nachzuvollziehen. Der Hundebesitzer wünscht seinem geliebten Vierbeiner freie Bewegung. Dieser soll sich wohl fühlen und gesund bleiben. Um seinem Hund dieses zu ermöglichen, suchen die Hundehalten Wald und Feld auf, fühlen sich gerade in der Kulturlandschaft weiter Felder und Wiesen besonders wohl und sicher. Schließlich sind die Flächen weit einzusehen und auch der Hund bleibt somit stets im aufmerksamen Blick seinen Besitzers.
Der ortsansässige Jäger trifft dann häufig auf zufriedene Spaziergänger die ihren Hunden beim Durchstreifen der Felder stolz hinterher blicken. Kommt es dann zur Ansprache des Waidmanns an den Hundebesitzer, sein Tier bitte anzuleinen - so ziehen Wolken auf, im Paradies. Gegenseitige Vorwürfe und auch Paragraphenreiterei sind dann gar nicht so selten. Dabei sind die Ziele beider Parteien gar nicht so unterschiedlich, wie man häufig denkt. Meist sind Vorurteile und Klischees eher die Ursache, als tatsächliche Fakten.
In den Monaten der sogenannten Brut- und Setzzeit, also in dem Jahresabschnitt von Mai bis Juli, in dem unsere heimischen Wildtiere ihren Nachwuchs bekommen und groß ziehen ist es tatsächlich wichtig, den Hundebesitzern zu vermitteln, ihre Tiere angeleint zu führen - und dies auch in ihrem eigenen Interesse. Hundebesitzer, als ausgesprochene Tierfreunde, wollen schließlich kein unnützes Leid in der Tierwelt verursachen - weder für ein Wildtier und auch für den eigenen Hund nicht.
Durchstreift der Hund nämlich die hohen Wiesen und Felder kann er hierbei auf abgelegte Rehkitze stoßen. Diese besitzen keinerlei Fluchtinstinkt! Sie drücken sich ins Gras und verharren regungslos, bis die Ricke zu ihrem Kitz zurückkehrt. Das Kitz verfügt kaum über einen eigenen Körpergeruch, um von Fressfeinden nicht gefunden zu werden.
Das Argument der Hundehalter: "Meiner tut nix! Der ist wirklich lieb!" ist absolut glaubhaft - bringt in dieser Situation jedoch kaum etwas. Findet der Hund das Kitz und berührt es, so überträgt er seinen Geruch auf das Tier - auch wenn er ansonsten der liebste Hund der Welt ist - allein diese Begegnung kann reichen, damit die Ricke ihr Kitz verstößt. Ein langer qualvoller Tod wäre sodann die Folge. Ganz sicher, wünscht sich so etwas niemand!
Doch auch für den Hund sind unkontrollierte Streifzüge durch die gelben Rapsfelder nicht ungefährlich! Schwarzwild legt in den weiten Feldern Kessel an, in der die Bachen ihre Frischlinge säugen und in der warmen Sonne ruhen. Trifft der unangeleinte Hund bei seinem spielerischen Toben auf einen dieser Kessel und stößt hierbei auf die Bachen, so kommt es häufig zur Katastrophe. Wildschweine sind extrem wehrhafte Tiere und verteidigen ihren Nachwuchs ausgesprochen aggressiv - der frei laufende Hund hat im Grunde keinerlei Chance, den sich fast zwangsläufig ergebenen Kampf mit einer Bache zu überstehen. Ein tödlicher Ausgang ist meist die Folge. Versucht dann auch noch der Hundebesitzer seinem Vierbeiner beizustehen, kann es auch für ihn mit schwersten, bisweilen tödlichen Verletzungen enden.
Die hier aufgezeigten Beispiele sind natürlich nur exemplarisch zu sehen - auch andere Feldkulturen, insbesondere Getreide und Mais bilden das Zuhause für Wildtiere. Der Wunsch der Jägerschaft an die Hundebesitzer - Bitte leint Eure Tiere stets an - stellt also nicht das friedliche Wesen des Vierbeiners in Frage, er impliziert keinesfalls, dass der Hundebesitzer sein Tier nicht im Griff hat. Der Wunsch des Jägers dient ausschließlich dem Tierwohl - dem Wohl der Wildtiere aber auch dem des Hundes!
Möglicherweise basiert also dieser ewige Konflikt zwischen Hundehaltern und Jägern eher auf missverstandenen Zielen. Jedem Hundehalter kann also nur noch einmal dringend ans Herz gelegt werden: leint Eure Tiere an und schütz damit neben den Wildtieren vor Allem auch Euer eigenes...
Quelle: Hochwildjäger.de (ots)