Saatgut-Aktivist Härlin: Fluch und Segen des Internets liegen dicht beeinander
Archivmeldung vom 02.01.2017
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Freigeschaltet durch André Ott"Fluch und Segen des Internets liegen auch in der Landwirtschaft in vielen Fällen dicht beieinander." Zu diesem durchwachsenen Fazit kommt Benedikt Härlin, Leiter der europäischen Saatgutinitiative "Save our seeds" beim Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland".
Die Segnungen der digitalen Landwirtschaft wie exaktere Informationen über Wetter, Bodenbeschaffenheit, Schädlinge oder die notwendige Menge an Düngemitteln würden wieder aufgewogen durch die Gefahren der neuen Technik. Die Daten würden bei Privatunternehmen gespeichert, Kleinbauern ohne die notwendige Technik vom Agrarmarkt ausgegrenzt: "Wenn Informationen zu Privateigentum werden, das Landwirten vorenthalten werden kann.
Wenn die Daten über ihr eigenes Stück Land gar nicht mehr ihnen gehören und die Pflanzen, die sie anbauen, nur noch von Baysanto geleast werden. Und wenn der Preis, zu dem sie ihre Produkte verkaufen, von Maschinen ausgespuckt wird, auf die sie keinen Einfluss haben, dann ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem wir uns fragen werden, ob die digitale Leibeigenschaft wirklich ein Fortschritt ist, oder ob wir uns kulturell und sozial bereits wieder auf dem Weg in ein neues Mittelalter befinden", so Härlin.
Quelle: neues deutschland (ots)