Greenpeace beklagt atompolitische Gespenster-Debatte
Archivmeldung vom 06.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls Reaktion auf die Debatte zur künftigen Energieversorgung Deutschlands fordert die Umweltorganisation Greenpeace eine Versachlichung der Diskussion. Fakt ist, dass die Preise für endliche Rohstoffe, wie Uran zur Atomstromgewinnung, Öl, Kohle und Gas sich aufgrund ihrer Verknappung immer weiter verteuern werden.
Im Gegensatz dazu haben die "Rohstoffe" für Erneuerbare
Energien wie Wind, Wasser, Sonne und Erdwärme keinen Preis. Zu einer
Verknappung kann es durch die unendliche Verfügbarkeit nicht kommen.
Die Kosten gründen nur im Betrieb der Kraftwerke und deren
Herstellung. Das bedeutet, dass langfristige Preisstabilität
mit verlässlichen Kalkulationsgrundlagen für Unternehmen und
Verbraucher nur durch Erneuerbare Energien leistbar sind.
Besonders ärgerlich für die Umweltschützer ist dabei die verzerrte
Darstellung des Nutzens der Atomkraft. "Was
Bundeswirtschaftsminister Glos und die Energieversorger da um den
Weiterbetrieb deutscher Uralt-Atommeiler losgetreten haben, ist eine
Gespenster-Debatte", sagt Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace.
Die Probleme der Atomkraft sind seit ihrer Einführung vor über 50
Jahren nicht gelöst: Es gibt weltweit keine sichere
Endlagermöglichkeit für hochradioaktiven Atommüll. Das Risiko eines
Super-GAUs kann nicht ausgeschlossen werden. Die Verbreitung so
genannter ziviler Atomtechnologie versetzt immer mehr Länder in die
Lage, Atombomben bauen zu können. Zudem wollen die Menschen in
Deutschland keine Atomenergie, wie eine Emnid-Umfrage vom Juli 2005
im Auftrag von Greenpeace nachgewiesen hat.
"Auch beim Thema Versorgungssicherheit fällt Wirtschaftsminister
Glos durch Unwissenheit auf", so Breuer. Der Rohstoff für
Atomkraftwerke kommt zu knapp 90 Prozent neben Kanada und
Australien als Hauptproduzenten aus Kasachstan, Russland, Niger,
Namibia und Usbekistan. Die Lieferländer sind demnach Länder, auf
die Deutschland kaum Einfluss besitzt. Zudem steht Deutschland bei
der Uran-Versorgung in scharfer Konkurrenz mit den
Uran-Großabnehmern USA, Frankreich, Japan und Russland, die ebenfalls
Brennstäbe für ihre Atomreaktoren brauchen.
"Letzten Endes haben die Verbraucher das Wort und die Wahl", sagt
Thomas Breuer. Seit der Liberalisierung des Strommarktes vor acht
Jahren kann sich jeder seinen Stromversorger und damit die Art
seiner Stromversorgung aussuchen. Seit dem 15. Dezember 2005 sind die
Versorger verpflichtet, ihren Strom zu kennzeichnen. Das heißt,
jeder Verbraucher kann sehen, wie groß der Anteil an Atomstrom,
Kohlestrom oder an Erneuerbaren Energien ist. Die entsprechenden
Umweltauswirkungen müssen ebenfalls angegeben werden. Mit ihrer
Entscheidung können die Verbraucher ein Signal zu mehr Strom aus
sauberen Energiequellen setzen und die Unternehmen zwingen, ihren
Energiemix zu ändern. "Auf diesem Weg lässt sich die Debatte um die
Atomenergie schneller beenden als es manch einem Politiker in diesem
Land lieb ist", kommentiert Breuer.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.