Trickserei mit AKW-Laufzeiten
Archivmeldung vom 31.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAtomkraftgegner warnen vor Täuschung mit Jahreszahlen, da in Wirklichkeit um Reststrommengen verhandelt wird. Zur Berechnungsgrundlage der geplanten Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt: „Mit der öffentlichen Debatte, um wie viele Jahre die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängert werden soll, täuscht die Bundesregierung die Öffentlichkeit. Denn hinter den Kulissen wird nicht über Jahre verhandelt, sondern über Reststrommengen."
Stay weiter: "Eine entscheidende Rolle wird am Ende spielen, wie hoch die jährlich produzierte Strommenge pro Reaktorblock angesetzt wird. Die durchschnittliche jährliche Stromproduktion in den alternden AKW ist durch störfallbedingte Stillstandszeiten und durch die wachsende Konkurrenz der Erneuerbaren Energien seit Jahren rückläufig und wird auch zukünftig weiter sinken. Wenn die Bundesregierung aber pro Betriebsjahr einen durchgehenden Reaktorbetrieb mit entsprechend hohen Stromkontingenten ansetzt, dann entspricht die errechnete Jahreszahl bis zur Stilllegung der Kraftwerke nicht der Realität. Da können aus einer behaupteten Laufzeitverlängerung von zehn Jahren schnell 15 oder mehr Jahre werden.
Schon im rot-grünen Atomkonsens mit den Stromkonzernen aus dem Jahr 2000 wurde dieser Umrechnungsfehler gemacht und bis heute in der öffentlichen Debatte nicht revidiert. Noch immer ist davon die Rede, die Schröder-Regierung habe festgelegt, nach 32 Betriebsjahren müssten AKW vom Netz. Doch wegen geringerer jährlicher Stromproduktion ist der Reaktor Biblis A auch nach 36 Jahren in Betrieb, Biblis B und Neckarwestheim1 nach 34 Jahren und Isar 1 nach 33 Jahren. Bliebe das jetzige Atomgesetz in Kraft, würden die letzten Atomkraftwerke nicht wie immer behauptet 2022, sondern wahrscheinlich erst um das Jahr 2030 herum abgeschaltet werden.
Ein ähnlicher Etikettenschwindel droht nun erneut. Zu befürchten ist, dass die Öffentlichkeit mit niedrigen Jahreszahlen beruhigt werden soll, während gleichzeitig durch eine für die AKW-Betreiber günstige Umrechnung in Reststrommengen faktisch wesentlich längere Betriebszeiten herauskommen.“
Quelle: .ausgestrahlt