Wie aus einem Wildtier ein Problem-Tier wird
Archivmeldung vom 25.11.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Verleihung des mit 50.000 Euro dotierten Forschungspreises der Deutschen Wildtier Stiftung findet heute in Hamburg statt. Preisträgerin ist die Diplom-Psychologin Uta Maria Jürgens (30), die mit ihrem Promotionsprojekt - "Vom Konflikt zur Koexistenz" - die Mensch-Wildtier-Beziehung unter dem Blickwinkel der menschlichen Psyche betrachtet. Bisher wurden ausschließlich wildbiologische Forschungsarbeiten von der Deutschen Wildtier Stiftung ausgezeichnet. Mit Uta Maria Jürgens erhält zum ersten Mal eine Diplom-Psychologin den Forschungspreis. Er wird heute zum 11. Mal vergeben.
Uta Maria Jürgens geht es in ihrer Forschungsarbeit um das von "Vorurteilen" geprägte Mensch-Tier-Verhältnis. Wildtiere berühren die meisten Menschen emotional. Deshalb werden sie entweder gefüttert und romantisiert - oder verdammt und gefürchtet. Aus Unwissenheit gibt es dann Vorurteile gegen einzelne Arten. Oft fehlt es schlicht an Fakten, denn auch im Fokus der Forschung bleiben heimische Wildtiere verkannte Außenseiter.
"Die Mensch-Wildtier-Beziehung ist ein nicht immer ganz einfaches Verhältnis. In der Koexistenz zwischen Mensch und Wildtier kann aus einem eher harmlosen Tier schnell ein Problemtier werden", sagt Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. Das ist in der Land- und Forstwirtschaft so, auf den Grünflächen der Städte und in unseren Gärten. "Erst mit dem Wissen über Zusammenhänge können auch Einstellungen erklärt werden", betont Prof. Dr. Fritz Vahrenholt. "Dieses Wissen hilft dann, das Mensch-Wildtier-Verhältnis besser zu beurteilen und vorurteilsfreier zu behandeln."
Der Forschungspreis wird in Form eines Stipendiums bewilligt und soll der Preisträgerin die Verwirklichung ihrer wissenschaftlichen Arbeit erleichtern. Über die Vergabe hat eine unabhängige fünfköpfige Jury renommierter Fachwissenschaftler entschieden. "Wildtierforschung gehört in Deutschland zu den Stiefkindern bei der Vergabe von Forschungspreisen", sagt Prof. Dr. Vahrenholt. Vor diesem Hintergrund gewinnt diese Auszeichnung eine besondere Bedeutung. Der Forschungspreis, der alle zwei Jahre vergeben wird, ist der höchstdotierte Preis der wildbiologischen Forschung in Deutschland.
Die Verleihung findet am 25. November 2015 um 18.30 Uhr im Zoologischen Museum, Martin-Luther-King Platz 3, 20146 Hamburg, statt.
Die letzten drei Preisträgerinnen und ihre Arbeiten:
Unterscheiden sich Stadt-Igel von Dorfbewohnern?
Die Hamburgerin Dr. Lisa Warnecke (37) erhielt 2013 den Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht der Igel. Die Forscherin, die am Zoologischen Institut der Universität Hamburg arbeitet, misst die Stoffwechselaktivitäten von Igeln im Jahresverlauf, um Unterschiede zwischen "stacheligen Städtern" und "Dorfbewohnern" zu vergleichen. Ihre Arbeit beantwortet Fragen zur Anpassung von Wildtieren an urbane Lebensverhältnisse und schwankende Umweltbedingungen im Zusammenhang mit dem Energiehaushalt am Beispiel des Igels.
Wie tickt die innere Uhr des Feldhamsters?
Pünktlich springt die innere Uhr des Feldhamsters für sechs Monate von der Sommerzeit auf die Winterzeit um: Das Schlafhormon Melatonin schnellt in die Höhe, die Körpertemperatur sinkt im Winterschlaf von 37 auf bis zu 1,9 Grad. Die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Stefanie Monecke (45) über die Fähigkeit des Feldhamsters, seinen Aktivitätsrhythmus zu ändern und dabei mit Hilfe der inneren "Jahresuhr" obendrein die Reproduktion zu steuern, hat der Biologin 2011 den Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung eingebracht. Die Preisträgerin hat in Hannover Biologie studiert und in Stuttgart promoviert.
Wo überwintert die Wiesenweihe?
Die promovierte Diplom-Biologin Christiane Trierweiler (39) vom Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland" in Wilhelmshaven wurde 2009 mit dem Forschungspreis ausgezeichnet. Sie hat die Bedeutung von nordafrikanischen Rast- und Überwinterungsplätzen der sehr seltenen Wiesenweihe - in Deutschland leben nur noch etwa 450 Brutpaare - untersucht. Dafür reiste Dr. Christiane Trierweiler den mit Miniatursendern ausgerüsteten Wiesenweihen hinterher. Konkrete Empfehlungen zum Schutz der seltenen Greifvögel werden durch ihre Arbeit möglich.
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (ots)