NABU warnt wegen Vogelgrippe vor Panikmache
Archivmeldung vom 13.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der Diskussion um Vogelgrippe-Vorsorgemaßnahmen von Bund und Ländern hat der Naturschutzbund NABU erneut vor Panikmache gegenüber der Freilandhaltung von Geflügel sowie vor überzogenen Maßnahmen im Rahmen eines Zugvogel-Monitorings gewarnt. Die Aufhebung von Schonzeiten für gefährdete Entenarten und die so genannte Beprobungsjagd in Schutzgebieten seien keinesfalls angemessen.
"Die
mit Abstand größte Gefahr geht von Tiertransporten und illegalen
Einfuhren von Vögeln aus", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Dagegen sei die Übertragung des Virus von Wildvögeln auf Geflügel
nach Meinung aller Experten sehr unwahrscheinlich.
Nach Auffassung des NABU sei eine bundesweite Stallpflicht für
Freilandgeflügel zum jetzigen Zeitpunkt ein unverhältnismäßiger
Schritt, der in der Sache kaum weiterhelfe. In den geschlossenen
Systemen der industriellen Massentierhaltung sei die
Übertragungsgefahr aufgrund der weltweiten Tier- und
Futtermitteltransporte mindestens genauso hoch. Daher gelte es, den
Ausbruch von Tierseuchen auch durch vorbeugende Maßnahmen wie eine
artgerechte Tierhaltung in kleineren Beständen sicherzustellen.
Der NABU teilt die am Dienstag veröffentlichte Risikobewertung des
Friedrich-Loeffler-Instituts, wonach in erster Linie Maßnahmen zum
Unterbinden illegaler Importe von Geflügel oder Geflügelprodukten
dringend erforderlich seien. Nach wie vor gibt es keine
wissenschaftlichen Bestätigungen dafür, dass Zugvögel überhaupt in
der Lage wären, auf ihren Wanderrouten eine hoch pathogene Variante
oder gar das bisher ausschließlich in Asien aufgetretene H5N1-Virus
nach Mitteleuropa einzuschleppen.
Vor dem Hintergrund der Maßnahmen einzelner Bundesländer zur
Untersuchung von Zugvögeln mahnte der NABU eine enge Abstimmung mit
Vogelexperten an. Nur wenn die Auswahl der untersuchten Arten
fachgerecht erfolge, ergeben diese Untersuchungen Sinn. So müsse es
sich nachgewiesener Maßen um Arten handeln, die aus den bekannten
Ursprungsgebieten des Erregers nach Deutschland gezogen sind. "Die
Auswahl von Arten aus anderen Zugrouten wäre blinder Aktionismus", so
Tschimpke.
Quelle:Pressemitteilung NABU