Rebellen im Kongo erschießen Berggorillas im Nationalpark
Archivmeldung vom 20.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBerggorillas zählen zu den seltensten Wesen unserer Erde. Von den imposanten Menschenaffen leben nur noch rund 700 Tiere im Kongo, in Ruanda und Uganda. In den letzten Tagen haben Rebellen im Südosten des Virunga Nationalparks in der Demokratischen Republik Kongo mindestens zwei Gorillas getötet.
Nachdem der Virunga Nationalpark bereits im Dezember negative Schlagzeilen
gemacht hatte, als Wilderer Hunderte von Flusspferden töteten, kommen nun erneut
schlechte Nachrichten. Bereits Ende letzter Woche war aus den Virunga-Bergen im
Grenzgebiet zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda eine Meldung
gekommen, die alle zutiefst erschütterte, die sich seit Jahrzehnten für den
Schutz der Berggorillas dort engagieren. Eine bewaffnete Truppe von Rebellen des
aufrührerischen Generals Laurent Nkunda hatte im südlichen Sektor des Virunga
Nationalparks mindestens einen jungen männlichen Berggorilla, einen so genannten
Silberrücken getötet.
Dieser brutale Akt der Wilderei ist eine
Katastrophe für die kongolesische Naturschutzbehörde ICCN, die mit viel Einsatz
versucht, die wenigen Berggorillas, die es noch gibt, zu schützen. Für Honoré
Mashagero, Parkchef des Virunga Nationalparks, ist der Zwischenfall ein Schlag
ins Gesicht: "Wir habituieren die Gorillas für einen zukünftigen Tourismus, denn
dieser böte den Menschen hier die Chance auf ein Einkommen. Aber ein
habituiertes, d.h. an Menschen gewöhntes Tier ist sehr vertrauensseelig, es
lässt Menschen bis auf nächste Nähe herankommen. Und deshalb haben sie keine
Chance gegen Wilderer - es sei denn wir beschützen sie".
Anfang dieser
Woche waren ZGF-Projektleiter Robert Muir und der verantwortliche Leiter des
Rangerpostens Paulin Ngobobo unter dem Schutz von UN-Soldaten in das Gebiet
aufgebrochen, um nach dem getöteten Gorilla zu suchen. Ziel der Aktion war es,
zum einen der Naturschutz-behörde Beweis-material gegen die Wilderer liefern zu
können, zum anderen aber den getöteten Gorilla zu identifizieren.
Rund
350 Berggorillas leben in den Virunga-Bergen, das ist etwa die Hälfte aller
Tiere dieser Art, die es überhaupt noch gibt. Bei einer derart kleinen
Population zählt jedes einzelne Individuum und der Verlust eines jungen und viel
versprechenden Silberrückens ist besonders tragisch.
Gestern bestätigten
Muir und Ngobobo, dass mindestens zwei Gorillas von den Rebellen getötet worden
sind, offenbar um das Fleisch zu essen. Muir und Ngobobo konnten die Überreste
der Tiere untersuchen und sicherstellen. Jetzt ist Muir in Begleitung von
Parkrangern und unter Begleit-schutz durch UN-Soldaten erneut in dem Gebiet
unterwegs, um auch bei anderen Gorillagruppen nach dem Rechten zu sehen und,
sofern möglich, mit den Rebellen zu verhandeln, dass diese ihre sinnlosen
Angriffe auf die Gorillas einstellen.
In den letzten Wochen hatte die
Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) die Ranger, die vor Ort für den Schutz
der Gorillas verantwortlich sind, immer wieder mit Lebensmitten und
Notunterkünften versorgt, nachdem diese aufgrund von Rebellenangriffen gezwungen
worden waren aus den Rangerposten zu flüchten. Die Kämpfe zwischen den
Wildhütern und den von General Nkunda geführten Milizen dauern nun schon eine
ganze Weile an. Robert Muir, ZGF Projektleiter in Virunga sieht diesen
Zwischenfall mit großer Sorge: "Ich befürchte, dass diese Attacke auf die
Gorillas erst der Anfang einer neuen Wildereiwelle ist, wenn nicht entschieden
gegen die von Nkunda geführten Truppen vorgegangen wird und sie von hier
vertrieben werden."
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.