BBU reagiert skeptisch auf die Ankündigung der Stresstests bei weiteren Atomanlagen
Archivmeldung vom 11.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat auf die angekündigte Durchführung von „Stresstests“ bei weiteren Atomanlagen mit großem Interesse, aber auch gleichzeitig skeptisch, reagiert. Am Dienstag wurde bekannt, dass auf Veranlassung der Bundesregierung Atomanlagen wie die Urananreicherungsanlage in Gronau (NRW) und die Brennelementefabrik in Lingen (Niedersachsen) einer Prüfung unterzogen werden sollen, für die die Entsorgungskommission Prüfkonzepte entwickeln soll. Auch bestimmte Forschungsreaktoren und Atommüll-Lager sollen überprüft werden.
Der BBU kritisiert die fehlende Transparenz bei der Erteilung der Überprüfungsaufträge. Es ist unklar, welche konkreten Anlagen einer Prüfung unterzogen werden sollen, wer die Überprüfung vornehmen wird und wer welche Zielvorgaben bestimmt.
Nach Angaben des BBU ist es unstrittig, dass gerade die beiden Uran verarbeitenden Anlagen in Gronau und Lingen Flugzeugabstürzen nicht Stand halten können. Gleichzeitig ist bei beiden Anlagen die sichere und dauerhafte Entsorgung des ständig anfallenden Uranmülls nicht gewährleistet. Somit könnten die jeweiligen Landesregierungen in Düsseldorf und Hannover die Betriebsgenehmigungen entziehen. Für den BBU stellt sich die Frage, warum die sogenannten Stresstest überhaupt noch durchgeführt werden sollen, wenn die negativen Fakten bezüglich der Uranfabriken bereits fest stehen.
Gleichwohl begrüßt der BBU die kritische Auseinandersetzung mit den Uranfabriken und bezeichnet sie als einen Schritt in die richtige Richtung. Udo Buchholz vom BBU-Vorstand erinnert in dem Zusammenhang an die Brennelementfabriken im hessischen Hanau, die nach intensiven Prüfungen letztlich alle stillgelegt worden sind.
Insgesamt verlangt der BBU bei den Sicherheitsüberprüfungen auch den Blick über den Tellerrand: Die mit den Anlagen verbundenen hochgefährlichen Urantransporte gehören ebenso in die Blickrichtung der Überprüfungen wie der menschen- und umweltfeindliche Uranabbau, der als Basis für den Betrieb aller Atomanlagen im Niger, in Kanada und anderswo erfolgt. Auch bei der Überprüfung der Atommüll-Lager gehören die Atommülltransporte geprüft.
Der BBU erwartet von der Bundesregierung und den zuständigen Landesregierungen umfangreiche Informationen zu den offenen Fragen – besonders auch zu der Frage, welche Anlagen einer Stresstest-Überprüfung unterzogen werden sollen. Gleichzeitig fordert der BBU, dass die betroffenen Anlagen schon während der Überprüfung abgeschaltet werden, mit dem Ziel, letztlich endgültig stillgelegt zu werden. „Der BBU fordert generell und weltweit die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen. Besonders die Landesregierungen in Düsseldorf und Hannover sind da in der Pflicht. Gerade die Uranfabriken in Gronau und Lingen sind der Anti-Atomkraft-Bewegung ein massiver Dorn im Auge. In beiden Anlagen wird Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken in aller Welt vorbereitet. Eine Bundesregierung mitsamt Landesregierungen, die sich dem Atomausstieg verschrieben haben, können nur glaubwürdig sein, wenn sie grundlegende Anlagen der atomaren Brennstoffspirale aus dem Verkehr ziehen“, so Udo Buchholz.
Derzeit werden die Uranfabriken in Gronau und Lingen allerdings weiter ausgebaut, in Gronau ist sogar bereits der rasche Bau eines Hallen-Lagers für 60.000 Tonnen Uranmüll beschlossene Sache. Gleichzeitig gehen die Proteste der Anti-Atomkraft-Bewegung unvermindert weiter. Am Sonntag fand an der Gronauer Urananreicherungsanlage der 301. monatliche Sonntagsspaziergang in Folge statt. Weitere Aktionen sind für die nächsten Wochen und Monate bereits geplant. Der BBU ruft zur Teilnahme an weiteren Anti-Atomkraft-Aktionen auf.
Quelle: BBU