EU akzeptiert weniger Tieropfer für Chemikalientests
Archivmeldung vom 27.02.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) freut sich gemeinsam mit seinem europäischen Dachverband ECEAE über die Änderung der EU-Chemikalienverordnung REACH, welche nun zur Prüfung auf Schädlichkeit von Substanzen für die Fortpflanzungsfähigkeit pro Test rund 1.200 Ratten vor einem Labortod bewahrt. Der Ärzteverein rügt jedoch aufs Schärfste, dass die Verantwortlichen noch immer am unzuverlässigen Tierversuch festhalten und damit nicht nur Tieren, sondern auch Menschen schaden.
Die Chemikalienverordnung REACH gibt Vorgaben zur Testung von Chemikalien. Diese beinhalten zahlreiche Tierversuche wie unter anderem die Zwei-Generationen-Studie zur Prüfung auf Entwicklungsschäden. Hierfür werden Ratten während der Schwangerschaft und Stillzeit Chemikalien per Schlundsonde zwangsverabreicht, ebenso deren Nachkommen und wiederum deren Nachkommen. Die Tiere erleiden häufig Durchfall, Lähmungen, Krämpfe oder andere Vergiftungssymptome. Für jeden Chemikalientest müssen mindestens 2.200 Tiere sterben. Aktuell hat die Europäische Kommission den sogenannten erweiterten Ein-Generationen-Test als Ersatz anerkannt. Dabei wird auf die Testung an der zweiten Generation verzichtet, so dass künftig schätzungsweise nur noch 960 Tiere pro Testsubstanz sterben müssen.
Der erweiterte Ein-Generationen-Test wurde in den USA bereits 2006 von der Pflanzenschutzmittelindustrie vorgeschlagen, 2011 international anerkannt und weitere vier Jahre später nun von der EU-Kommission auch für die Testung von Chemikalien nach der REACH-Verordnung akzeptiert. Der Ärzteverein begrüßt zwar jedes Tierleben, das nicht für Tierversuche herhalten muss, kritisiert jedoch, dass das bloße Reduzieren der Tierzahl nach wie vor ethisch nicht zu vertreten ist und zudem keinerlei Sicherheit vor schädlichen Chemikalienwirkungen bietet. Denn die Übertragung von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen sei immer ein Lotteriespiel, da Mensch und Tier auf ein und dieselbe Substanz ganz unterschiedlich reagieren können. Zudem mussten Tierversuche nie ihre wissenschaftliche Aussagekraft beweisen, sondern wurden ungeprüft in Testvorschriften aufgenommen.
Gemeinsam mit der ECEAE betreibt ÄgT das REACH-Projekt, welches durch Kommentierung von Testvorschlägen und Beratung von Firmen darauf abzielt, Tierversuche zu verhindern. Bislang konnten so mindestens 18.000 Tiere vor einem Chemikalientod bewahrt werden. Dass die EU nun endlich den Ein-Generationen-Test in die REACH-Verordnung aufgenommen hat, sieht der Ärzteverein als Schritt in die richtige Richtung, drängt jedoch auf eine vollständig tierversuchsfreie Testung zum Schutz der Tiere und der Verbraucher.
Quelle: Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT)