Neue Studie warnt vor Abnahme der Vogelbestände in Deutschland
Archivmeldung vom 13.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Dr. Beate Jessel, hat heute zusammen mit Vertretern des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) und der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG-VSW) einen neuen Statusbericht über Bestand und Entwicklung der Vogelwelt in Deutschland vorgestellt. "Viele der Ergebnisse lassen aufhorchen, selbst häufige Vogelarten wie der Haussperling sind auf dem Rückzug.
Von den 64 untersuchten häufigen Brutvogelarten sind 23 Arten (36%), in ihren
Beständen rückläufig", sagte Beate Jessel. Die vom DDA, dem BfN und der LAG-VSW
gemeinsam herausgegebene Studie gibt einen aktuellen Überblick über den Zustand
der Brutvogelarten Deutschlands sowie der im Winterhalbjahr hier in großer Zahl
rastenden Wasservögel. "Die Beobachtungsergebnisse sind hier erstmals in einer
komprimierten Form so aufbereitet und dargestellt, dass die Naturschutzpolitik
und die Öffentlichkeit damit gezielt informiert werden können", ergänzte der
Vorsitzende des DDA, Stefan Fischer.
Die Studie belegt den anhaltenden
Rückgang von Arten, die auf Äckern und Wiesen am Boden brüten. Feldlerche,
Brachvogel und Kiebitz sind durch intensive Landwirtschaft, Verlust von
naturnahen Feuchtwiesen und die Umwandlung von Brachflächen in Energieäcker
bedroht. "Der Gesang der Feldlerche wird nur dann auch den kommenden
Generationen den Frühling ankündigen, wenn es gelingt, die EU-Agrarpolitik auf
eine nachhaltige Grundlage zu stellen. Positive Bestandesentwicklungen zeigen
sich bei solchen Vogelarten, für die es spezielle Schutzmaßnahmen gibt. Dazu
sagte Heinrich Schöpf, Geschäftsführer der LAG-VSW: "Kranich, Wiesenweihe und
Schwarzstorch geht es heute in Deutschland wieder deutlich besser, als noch in
den letzten Jahrzehnten. Dies zeigt, dass bedrohte Vogelarten von staatlichen
und ehrenamtlichen Hilfen profitieren können, Naturschutz also Wirkung
zeigt."
Aus der Studie geht auch hervor, dass der Klimawandel bereits seine
Spuren in der Vogelwelt zeigt: Die Anzahl in Deutschland rastender Enten hat
zugenommen, da einige Arten ihre Überwinterungsgebiete aufgrund milder Winter
nach Mitteleuropa verlagert haben. Die meisten Langstreckenzieher leiden während
des Vogelzuges und in den afrikanischen Überwinterungs¬gebieten unter
dramatischen Veränderungen der Landschaft: Dürren, Überweidung, Entwaldung und
die Ausdehnung von Wüstengebieten führen dazu, dass bei uns brütende Arten wie
Baumpieper, Waldlaubsänger und Trauerschnäpper seltener werden.
Abschließend
würdigte die BfN-Präsidentin die an dem Monitoring beteiligten Menschen: "An der
Erfassung der Daten waren über 5.000 ehrenamtliche Vogelfreunde beteiligt. Für
die vielen in der Freizeit erbrachten Arbeitsstunden möchte ich mich ganz
herzlich bedanken. Durch die gute Zusammenarbeit von Verbänden und Behörden
wurde dieser Bericht erst möglich."
Hintergrund:
In einem vom BfN mit
Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben hat der DDA gemeinsam mit dem
Naturschutzbund Deutschland und der Deutschen Ornithologen-Gemeinschaft in
Zusammenarbeit mit den Fachbehörden und -verbänden des Bundes und der Länder das
bundesweite Vogelmonitoring reorganisiert, um die ehrenamtlichen Erhebungen zu
verbessern und die Ergebnisse für aktuelle Problemfelder des Naturschutzes zu
nutzen. Die heute vorgestellte Studie "Vögel in Deutschland 2007" fasst die
aktuelle Lage der Vögel in Deutschland zusammen. Zukünftig soll einmal jährlich
ein aktualisierter Statusbericht über die wesentlichen Ergebnisse des
Monitorings veröffentlicht werden. Unter Monitoring wird hier die wiederholte,
standardisierte und zielgerichtete Erhebung von Daten für Naturschutzzwecke
verstanden.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.