2006: Ein Jahr der Wetterextreme
Archivmeldung vom 29.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTaifune in Asien, starke Regenfälle im Süden Afrikas, Hitzewellen in Australien und Nordamerika - die Bilanz für das vergangene Jahr zeigt in vielen Teilen der Welt extreme Wettersituationen. Zu diesem Ergebnis kommt der WWF in einer heute vorgelegten Bestandsaufnahme. 2006 gehört zu den sechs wärmsten Jahren seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1861.
"Das Jahr 2006 hat gezeigt, dass auch Deutschland nicht vom
Klimawandel verschont bleibt", fasst Regine Günther, Leiterin des
Klimabereichs beim WWF Deutschland, die Ergebnisse zusammen.
Hierzulande begann das Jahr mit eisigen Temperaturen und starkem
Schneefall: Minus 36 Grad Celsius wurden im Bayerischen Wald, im
Berchtesgadener Land und in Mecklenburg-Vorpommern gemessen. In
Süddeutschland lag bis 2,50 Meter Schnee. Als die ungewöhnlich großen
Schneemassen zu schmelzen begannen, traten viele Flüsse in Süd- und
Ostdeutschland über die Ufer und führten zu starken
Frühlingsüberflutungen. Auf die außergewöhnliche Nässe folgten Hitze
und Dürre: Der Juli 2006 war der heißeste Monat in Deutschland, seit
Beginn der Temperaturmessungen. In Berlin lagen die Temperaturen um
6,1 Grad Celsius höher als im Durchschnitt. In Folge der großen
Trockenheit fielen die Wasserpegel in Flüssen und Seen. Auf den
wärmsten Juli folgte der wärmste Herbst. Die Temperaturen lagen um
drei bis vier Grad Celsius über dem Durchschnitt. Nach der Hitze kam
der Sturm: Am 1. November wurde Norddeutschland von "Britta"
heim-gesucht, einem Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 156
Stundenkilometern und Wellen bis zu 17 Meter Höhe nördlich von
Borkum.
Nicht nur in Deutschland ließ sich Extremwetter beobachten: Die USA
und Kanada erlebten einen der heißesten Sommer. Auch in Australien
verzeichnete man Rekordtemperaturen. Mit der Hitze kam das Feuer: In
den USA brannte es auf einer Fläche von 38.000 Quadratkilometern. Das
entspricht in etwa der Größe Nordrhein-Westfalens. Das Packeis der
Arktis schmolz im September nahezu auf einen historischen
Tiefststand. Der Süden Afrikas erlebte die schlimmsten
Überschwemmungen seit 50 Jahren, nachdem es zuvor lange gar nicht
geregnet hatte. Gleichzeitig suchten heftige Wirbelstürme Asien heim:
Der Taifun Saomai, der im August in China eine Spur der Zerstörung
hinterließ, war einer der stärksten je gemessenen Wirbelstürme.
"Angesichts der unbequemen Wahrheiten dürfen wir nicht wie das
Kaninchen vor der Schlange verharren", betont Regine Günther vom WWF.
Es gelte, das Kyoto-Protokoll für die Zeit nach 2012 mit
anspruchsvollen Zielen weiterzuentwickeln. Unter der deutschen EU
Präsidentschaft komme der EU hier enorme Verantwortung zu. Die EU
müsse sich dazu bekennen, ihre Treibhausgase bis 2020 um 30 Prozent
zu verringern. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei gefordert, dieses
Ziel unter der deutschen Präsidentschaft zu verankern. Nur mit
glaubwürdigem Klimaschutz seien Schwellenländer wie China, Indien,
Brasilien und Mexiko davon zu überzeugen, mehr zum Klimaschutz
beizutragen.
Im Rahmen des deutschen G8-Vorsitzes müsse von den Staatschefs in
Heiligendamm ein klares Signal ausgehen, dass die Klimaverhandlungen
beschleunigt und bis spätestens 2009 abgeschlossen werden.
Gleichzeitig erwartet der WWF weitreichende gemeinsame Initiativen
bei Energieeffizienz, erneuerbaren Energien und auch der Entwicklung
neuer Technologien wie der Abscheidung und Speicherung von
Kohlenstoff.
Quelle: Pressemitteilung WWF Deutschland