Erdbeben im Vogtland - Stärkstes Schwarmbeben seit 1985
Archivmeldung vom 18.10.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine ungewöhnlich starkes Auftreten von leichten Erdbeben erschüttert zur Zeit das Vogtland im tschechisch-deutschen Grenzgebiet.
Einsatz der Deutschen Task Force Erdbeben zur Untersuchung der aktuellen Erschütterungen
Eine ungewöhnlich starkes Auftreten von leichten Erdbeben erschüttert
zur Zeit das Vogtland im tschechisch-deutschen Grenzgebiet. Am 6.
Oktober begann ein Erdbebenschwarm im Gebiet Vogtland/Böhmen, der immer
noch mit unverminderter Stärke andauert. Die Beben werden auch in
Bayern, Sachsen, und Thüringen gespürt. Das Zentrum der Schwarmbeben
befindet sich bei Novy Kostel, etwa 8 km von der deutsch-tschechischen
Grenze entfernt. Das bisher stärkste Ereignis dieses Schwarms fand am
Freitag, den 10. Oktober um 10:08 Ortszeit statt. Das GEOFON-Messnetz
des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ gibt dafür eine Magnitude von
4,5 an. Das ist seit dem Schwarm von 1985/86 das stärkste Beben in
diesem Gebiet (1986: 4,6). Ungewöhnlich ist auch, dass der Schwarm mit
relativ starken Beben begonnen hat. Insgesamt wurden seit Beginn der
jetzigen Aktivität bereits über 10000 Beben registriert.
Da weitere Bebentätigkeit erwartet wird, bricht die Deutsche Task Force
Erdbeben mit Sitz am GFZ zu einem Geländeeinsatz auf, bei dem etwa zehn
spezielle Seismometer zur Registrierung von stärkeren Beben aufgestellt
werden sollen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Universität
Leipzig, der Bergakademie Freiberg, der Universität Potsdam und der
Bauhausuniversität Weimar.
Schwarmbeben sind typisch für vulkanische Aktivität tief unter der
Erde. Die Region im Dreiländereck Sachsen-Bayern-Böhmen gilt als eines
der seismisch aktivsten Gebiete in Deutschland. Im Zeitraum einiger
Tage bis mehrerer Wochen kann es hier bei Schwarmbeben zu Tausenden von
schwachen Erdstößen kommen. Die Spannungen entladen sich nicht in einem
großen Einzelbeben, sondern in vielen kleinen Minibeben. Es wird
vermutet, dass die Erdbebenschwärme, die etwa alle acht Jahre
auftreten, mit Fluidbewegungen in der Erdkruste oder sogar im Erdmantel
zusammenhängen. Der Grund für diese Beben können aufsteigende Gase
sein, die aus einem Magmenreservoir emporklettern, das in etwa 25 bis
35 Kilometer Tiefe unter dem Egerbecken vermutet wird.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.