Sechste DRV-Ernteschätzung 2020: Konstante Hektarerträge - gesunkene Anbauflächen
Archivmeldung vom 13.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie diesjährige Getreide- und Rapsernte neigt sich dem Ende zu. "Bis auf die Höhenlagen und Spätdruschgebiete sind mittlerweile fast alle Felder abgeerntet", erläutert Guido Seedler, Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV). Die Durchschnittserträge sind etwas höher als im Vorjahr, die Qualitäten passen insgesamt, weisen aber teilweise eine große Heterogenität auf.
Gleichwohl wird die diesjährige Getreideernte mit knapp 42,9 Millionen Tonnen deutlich unter dem Vorjahresergebnis von 44,3 Millionen Tonnen prognostiziert. Grund dafür ist eine spürbar geringere Anbaufläche (-4,9 %), die das Statistische Bundesamt jüngst noch einmal nach unten korrigiert hatte. Das betrifft vornehmlich den Winterweizen, dessen Anbaufläche nun knapp 10 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen soll. "Diese Entwicklung hat große Auswirkungen auf das Gesamtergebnis, macht doch der Winterweizen knapp die Hälfte der deutschen Getreideernte aus", ergänzt Seedler.
Von dem enttäuschenden Ergebnis des Dürrejahres 2018 ist Deutschland aber noch weit entfernt. Damals betrug die Getreideernte nur 37,9 Millionen Tonnen. Um deutlich steigende Brötchen- oder Brotpreise aufgrund der unterdurchschnittlichen Ernte brauchen sich die Konsumenten allerdings keine Sorgen zu machen. Seedler: "Die Rohstoffkosten pro Brot oder Brötchen liegen nur im niedrigen einstelligen Centbereich."
Genossenschaften erfassen und vermarkten 30 Prozent
Von der deutschen Getreideernte verbleibt im Mittel der Jahre rund ein Drittel vornehmlich als Futtermittel auf den Höfen der Landwirte. Von den verbleibenden Mengen wird zirka die Hälfte von rund 360 genossenschaftlichen Unternehmen erfasst, gelagert und vermarktet. "Dies sind im Mittel der Jahre rund 15 Millionen Tonnen", erläutert der DRV-Marktexperte. Die Genossenschaften haben in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen getätigt, um ihre Lagerstätten insbesondere an die laufend steigenden Mähdrescherleistungen und damit steigenden Anlieferungsmengen anzupassen. Darüber hinaus sichert ein professioneller Vorratsschutz die Qualität der eingelagerten Partien. "Dadurch garantieren die Genossenschaften Mengen und Qualitäten und damit auch Werte der Landwirte", ergänzt Seedler.
Vermarktung ist genossenschaftliche Kernkompetenz
Die Genossenschaften übernehmen mit der erfolgreichen Vermarktung der Getreideernte eine wichtige Funktion für ihre Mitglieder. Wichtige Nachfrager sind die inländischen Mehl- und Futtermühlen sowie der Export in andere EU-Länder und Drittstaaten. Außerdem werden kleinere Mengen für Bioethanol und Biogas genutzt.
In diesem Getreidewirtschaftsjahr stehen die Genossenschaften vor der Herausforderung, eine insgesamt niedrige deutsche und europäische Getreideernte in einem gut versorgten globalen Umfeld zu vermarkten. Weltweit wird derzeit mit gut 2,2 Milliarden Tonnen die höchste jemals erzielte Getreideernte erwartet. Insbesondere die Schwarzmeerregion und Australien werden mit deutlich höheren Ernten als in den Vorjahren als starke Wettbewerber am Exportmarkt auftreten.
Quelle: Deutscher Raiffeisenverband (ots)