Deutsche Umwelthilfe kritisiert "Braunkohle-Privileg" und begrüßt Positionswechsel zur Versteigerung von CO2-Zertifikaten
Archivmeldung vom 10.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hat die am Wochenende bekannt gewordene Einigung der Bundesregierung im Streit um die Ausstattung von Braunkohlekraftwerken mit CO2-Verschmutzungsrechten als "faulen Kompromiss auf kleinstem gemeinsamen Nenner" kritisiert.
Die von Wirtschaftsminister Glos
durchgesetzte Erhöhung der angerechneten Betriebsdauer von 7500 auf
8250 Stunden pro Jahr für neue Braunkohlemeiler bedeute im Ergebnis
nichts anderes als "die Einführung eines privilegierten
Braunkohle-Benchmarks durch die Hintertür". Mit der Maßnahme dürften
neue Braunkohlekraftwerke die Atmosphäre mit 825 Gramm Kohlendioxid
pro Kilowattstunde Strom (g CO2/kWh) belasten, Steinkohlekraftwerke
mit 750 g CO2/kWh und Gaskraftwerke mit 365 g CO2/kWh.
"Es ist das alte Lied: Die Bundesregierung bleibt offenbar wild
entschlossen, mit ihrem Zuteilungsplan NAP 2 ausgerechnet die
klimaschädlichsten neuen Kraftwerke besonders zu fördern", sagte
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Weder national noch
international passe ein solches Vorgehen in die klimapolitische
Landschaft. Schon gar nicht sei die Einigung zwischen
Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und Umweltminister Sigmar
Gabriel (SPD) mit dem Versprechen der Bundesregierung in Einklang zu
bringen, man wolle als Reaktion auf den jüngsten alarmierenden
Bericht des Weltklimarates (IPCC) "entschiedene Maßnahmen zur
Minderung der Treibhausgasemissionen" vorantreiben.
Baake begrüßte dagegen ausdrücklich die Ankündigung von Umweltminister Gabriel, der sich am Osterwochenende erstmals positiv zu einer Versteigerung eines Teils der Verschmutzungs-Zertifikate geäußert hatte. Sie waren den Stromkonzernen bisher kostenlos zugeteilt worden. "Diese Wende war überfällig. Anders ist den Unternehmen offenbar das Ausmaß der Klimaschäden nicht klar zu machen, die sie mit ihren Emissionen anrichten. Nachdem die Union und einige Bundesländer die Versteigerung schon lange befürworten, stellt sich nun die Frage: Wer oder was hindert die Bundesregierung, diese wichtige Kehrtwende in den Zuteilungsplan zu schreiben und bei der nächsten Kabinettsitzung zu verabschieden?", fragte Baake.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)