Mauersegler sind keine Pauschaltouristen
Archivmeldung vom 08.09.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtZugvögel überwintern nicht zwangsläufig mit ihrer Brutkolonie, sondern bevorzugen individuelle Reiseziele. Doktorand Arndt Wellbrock von der Uni Siegen hat für diese Entdeckung den 1. Posterpreis auf der EOU Conference gewonnen.
Mauersegler derselben Brutkolonie überwintern an verschiedenen Orten und nicht, wie bislang in der Forschung angenommen, als Gruppe zusammen. Treue hingegen herrscht bei den einzelnen Reisezielen. Mauersegler, deren Aufenthaltsorte in zwei aufeinander folgenden Jahren nachverfolgt wurden, suchten die gleichen Wintergebiete wie im Vorjahr auf.
„Dass die einzelnen Mauersegler ein Überwinterungsgebiet wiederholt aufsuchen, aber nicht in ihrer Gruppe verbleiben, hat uns als Ornithologen sehr überrascht“, sagt Arndt Wellbrock, Doktorand an der Universität Siegen. Für seine neuen Erkenntnisse zum Zugverhalten der Mauersegler hat Wellbrock den 1. Posterpreis auf der internationalen Tagung der European Ornithologists‘ Union (EOU) in Badjoz (Spanien) gewonnen. Mit seinem Poster „The same procedure as last year? – Indications for winter site fidelity in Common Swifts Apus apus ” hat er sich in der Kategorie PhD students gegenüber anderen Doktoranden durchgesetzt. Koautoren des Posters sind Prof. Dr. Klaudia Witte, Dr. Christina Bauch aus Groningen und Dr. Jan Rozman aus München.
Wellbrock forscht an der Universität Siegen als Mitglied der Arbeitsgruppe Ökologie und Verhaltensbiologie unter Leitung von Prof. Dr. Klaudia Witte am Institut für Biologie zum Zugverhalten und zur Überwinterung von Mauerseglern. Mauersegler sind sogenannte Langstreckenzieher. Sie halten sich permanent in der Luft auf und landen erst wieder, wenn sie an ihre Brutplätze in Europa zurückgekehrt sind. Nur während der kurzen Brutzeit sind sie in Europa, in Deutschland von Ende April bis Anfang August. Sie überwintern in verschiedenen Gebieten südlich der Sahara in Äquatorial-, Südost- und Südafrika.
Um die Zugwege und Überwinterungsgebiete einer Mauerseglerkolonie in Olpe zu untersuchen, hat Wellbrock 2012 und 2013 jeweils zehn erwachsene Segler mit sogenannten Geolokatoren ausgestattet. Dies sind Datenspeicher, die die Vögel als „Rucksack“ mit sich tragen und aufzeichnen, wann und wie lange es in der Umgebung des Vogels hell ist. Um die Daten auslesen zu können, hat Wellbrock die „Backpacker“ nach der Rückkehr aus Afrika in Olpe wieder eingefangen und den Geolokator entfernt. Durch die gewonnen Informationen über Tageslänge, Sonnenauf- und untergang hat er den Reiseweg des einzelnen Mauerseglers rekonstruiert.
Quelle: Universität Siegen (idw)