Alte Monitore vergiften Afrika und Asien
Archivmeldung vom 05.03.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt155.000 Tonnen gebrauchte und alte Elektrogeräte werden jedes Jahr allein aus Deutschland nach Afrika und Asien verschifft. Ein Drittel davon sind PC-Monitore, ein weiteres Drittel Fernsehmonitore. Das zeigt eine Studie des Hamburger Instituts für Ökologie und Politik ÖKOPOL http://www.oekopol.de, die das Umweltbundesamt gestern, Donnerstag, auf der CeBIT präsentiert hat.
"Auf Basis von Zolldaten und Expertengesprächen konnte die bisher solideste zahlenmäßige Erhebung für den Export von Elektrogeräten erstellt werden", berichtet Stephanie Schilling, Ökopol-Expertin für Abfall- und Produktpolitik, gegenüber pressetext.
Problematisch an diesem Warenfluss ist, dass die Schiffsladungen
neben funktionierenden Gebrauchtgeräten auch Unmengen an Schrott
enthalten. Dessen nicht-sachgerechte Entsorgung kann erheblichen Schaden
anrichten, enthalten Bildschirme doch neben kostbaren Inhaltsstoffen
wie Gold, Kupfer, Platin oder Indium auch flammhemmende Bromverbindungen
oder polybromierte Diphenylether (PentaBDE) und Schwermetalle.
Grauzone in der Warendefinition
Elektroabfall gelangt über verschiedene Kanäle wie Sperrmüll, Second-Hand-Handel oder Flohmärkte auf Sammelplätze und von da aus in den Export. "Es gibt jedoch einen großen Graubereich, was defekt und was für das Zielland noch brauchbar ist. Viele Länder haben keinen Markt für Neugeräte, sondern sind auf die Reparatur und Nutzung von Gebrauchtgeräten angewiesen. Ein Teil der Lieferungen funktioniert jedoch nicht mehr und wird daher nach der Ankunft nur zerstört, um Rohstoffe herauszuholen", so Schilling.
Plastikteile von nicht funktionstüchtigen Geräten werden in den
Zielländern meist unter freiem Himmel verbrannt, um so zu den Metallen
zu gelangen. In den untersuchten afrikanischen Ländern wie in Ghana und
Nigeria geschieht dies laut Schilling unter freiem Himmel. "Die
Menschen, die diese Verbrennungen durchführen, atmen giftige Gase direkt
ein. Allerdings sind auch im Importland Indien die
Verarbeitungsmethoden ähnlich rudimentär." Nicht vergessen dürfe man
allerdings, dass in den untersuchten Ländern Menschen vom Geschäft mit
Altgeräten, deren Bauteilen und den in Ihnen enthaltenen Metallen lebt.
Ständig neues Handy ist schlecht für die Umwelt
Für eine Besserung der Situation empfehlen die Experten, an allen Ebenen anzusetzen. "Warenströme müssen besser nachverfolgt werden können. Dazu braucht es politische Hilfestellungen wie etwa eine Warennummer, die zwischen neuen und gebrauchten Artikel unterscheidet", betont Schilling. Technologietransfer im Recycling könnte die Belastung der Importländer verringern. Entwicklungspotenzial gebe es aber auch für die Erzeuger. "Geräte muss man leichter auseinander nehmen können, damit sie Recycling-gerecht sind", so die Ökopol-Expertin.
Als "wesentlich" nennt Schilling schließlich die Mitwirkung des Konsumenten. "Die beste Empfehlung wäre, kritisch zu konsumieren, Geräte länger zu nutzen und im Bedarfsfall zu reparieren. Problematisch sind hier jedoch einerseits der fehlende ökonomische Anreiz für Reparaturen und andererseits die Technologiesprünge. Ganz extrem werden letztere beim aktuellen Wechsel der Röhrenmonitore zu Flachbildschirmen deutlich. Funktionstüchtige alte Monitore sind nun in rauen Mengen vorhanden."
Quelle: pressetext.deutschland (Johannes Pernsteiner)