Koalitionsparteien planen Freifahrtschein für Agro-Gentechnik
Archivmeldung vom 09.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Bioland vorliegenden Informationen haben sich die Koalitionsparteien nun doch auf einen 'Freifahrtschein' für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen geeinigt. Während sich die Verhandlungsgruppe "Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft" zunächst auf eine moderate Regelung unter Berücksichtigung des Verursacherprinzips und der verschuldensunabhängigen Haftung verständigt hatte, vollzog nun offensichtlich die große Koalitionsverhandlungsrunde eine Kehrtwende.
Danach verständigten
sich die Parteien auf folgende Regelung in der
Koalitionsvereinbarung: "Verunreiniger von Nachbarfeldern werden nur
dann zur Haftung herangezogen, wenn ihnen ein persönliches
Verschulden nachgewiesen werden kann. In anderen Fällen soll ein
Haftungsfond den Schaden regeln."
Bioland Bundesvorsitzender Thomas Dosch bezeichnete die geplanten
Regelungen als "schlimmsten gemeinsamen Nenner der neuen Koalition."
Sollten die Vereinbarungen im Gentechnikgesetz verankert werden,
droht nach seiner Auffassung das faktische Ende der Wahlfreiheit von
Landwirten und Verbrauchern. Mit der Beweislastumkehr seien
ausschließlich jene Bauern belastet, die ohne Gentechnik Lebensmittel
erzeugen wollen. Nun sind nicht mehr die Verursacher von Schäden auf
einen Haftungsfond angewiesen, der im Falle einer
verschuldensunabhängigen Haftung für sie einspringt, sondern
diejenigen, die den Schaden haben. Gentechnik-Nutzer würden damit
faktisch aus der Verantwortung für den Schutz benachbarter Felder
entlassen. Beteuerungen von Seiten der Politik, die Koexistenz der
unterschiedlichen Bewirtschaftungsformen zu gewährleisten, würden zur
Farce. Die Erzeugung gentechnikfreier Lebensmittel wäre damit
mittelfristig nur noch mit einem hohen Kostenaufwand für vorsorgliche
Schutzmaßnahmen möglich. Dies würde mittelfristig zu einer
unabsehbaren Verteuerung konventionell und ökologisch erzeugter
Lebensmittel ohne Gentechnik führen.
Bioland fordert die großen Volksparteien CDU und SPD auf, zu einem
fairen und vernünftigen Kurs zurückzukehren und die Interessen der
Mehrheit der Bevölkerung zu respektieren. Das Wahlrecht dürfe nicht
im alleinigen Interesse der Gentechnikindustrie ausgehebelt werden.
Bioland ist mit über 4500 Erzeugern und knapp 700 Vertragspartnern
in der Herstellung der größte Verband im ökologischen Landbau in
Deutschland.
Quelle: Pressemitteilung Bioland e.V.