Greenpeace protestiert vor spanischer Botschaft gegen zerstörerische Fischerei
Archivmeldung vom 20.11.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlSeit dem Morgen hängen zwei Greenpeace-Aktivisten in einem Grundschleppnetz auf dem Gelände der spanischen Botschaft in Berlin. Das Banner am Netz trägt die Aufschrift "Spanien: Tiefsee-Zerstörer!"
Die Umweltschützer protestieren gegen die
Blockadehaltung Spaniens bei den UN-Verhandlungen für ein
Sofortverbot der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See. Das
vorläufige Ende der zerstörerischen Fischerei mit riesigen Netzen ist
gerade Thema auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN)
in New York.
"Die Tiefsee ist eines der ältesten und facettenreichsten Ökosysteme dieses Planeten", sagt Iris Menn, Meeresbiologin bei Greenpeace. "Angesichts des Ausmaßes der Zerstörung, die durch diese Art der Fischerei dort angerichtet wird, ist es mir unbegreiflich, wie Spanien bei der Ablehnung bleiben kann. Und wir reden von 64 Prozent unserer Ozeane, über deren Schutz oder Vernichtung in New York verhandelt wird. Die Tiefsee braucht dringend eine Siesta. "
So genannte Grundschleppnetze sind bis zu 200 Meter lang. Sie
werden durch tonnenschwere Scherrbretter offen gehalten und mit
Eisenkugeln von einem halben Meter Durchmesser an der Vorderseite
bestückt. Damit durchpflügen sie den Meeresboden, nicht das kleinste
Lebewesen kann ihnen entkommen. Weltweit wird jedes Jahr ein Gebiet
dreißig mal größer als Spanien auf diese Art und Weise komplett
vernichtet. Es gleicht der Abholzung eines Urwaldes. Spanien ist
eines von elf Ländern, die eine Flotte von Grundschleppnetz-Fischern
unterhalten.
Während andere EU-Staaten wie Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Schweden, Österreich, Belgien, die Niederlande, Dänemark und Ungarn auf ein Moratorium für die Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See zusteuern, hat sich Spanien offenbar geschworen, das Abkommen zu vereiteln. Doch auch die pazifischen Inselstaaten, Neuseeland, Australien, Norwegen, die USA, Indien, Brasilien und Südafrika haben sich für ein befristetes Verbot ausgesprochen. Die Hohe See, der Meeresbereich jenseits der 200 Seemeilen vor den Küsten und außerhalb der Wirtschaftszonen der Länder, ist Allgemeingut. Für 75 Prozent der Hohen See gibt es bisher keinerlei Regeln.
"Wir reden über ein zeitweilig befristetes Verbot", sagt Menn.
"Dieses Verbot soll der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See
solange Einhalt gebieten, bis die Wissenschaft die sensiblen und
wertvollen Gebiete identifiziert hat. Und die Fischerei soll so lange
gestoppt werden, bis die Regierungen Regelungen zu Schutz und Nutzung
erarbeitet haben. Nur ein effektives Fischereimanagement sichert auch
langfristig die Arbeitsplätze in der Fischerei."
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.