Schwere Tierschutzverletzungen bei Wiesenhof
Archivmeldung vom 11.01.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" hat es in einer Wiesenhof-Mastelterntierfarm gravierende Verstöße gegen Tierschutzgesetze gegeben. Der Redaktion liegen Aufnahmen von einer Farm im niedersächsischen Twistringen aus dem Jahr 2009 vor. Rund 25.000 Hühner und Hähne leben hier dicht gedrängt und ohne Tageslicht auf ihrem eigenen Kot. Täglich verenden etliche Tiere.
Zudem zeigen die Bilder, dass direkte Angestellte des Wiesenhof-Konzerns Hühner ohne Grund treten, schlagen und mit brutaler Gewalt in Transportkisten schleudern. Es handelt sich bei diesen Mitarbeitern um den sogenannten "Impftrupp" des Unternehmens. Diese Gruppe arbeitet auf vielen der rund 70 Mastelterntierfarmen des Konzerns und hat die Aufgabe, Tiere zu impfen, aber auch zu selektieren.
Weitere Aufnahmen zeigen, wie die Mitarbeiter Hühner ohne vorherige Betäubung unter anderem durch Herumschleudern das Genick brechen. Außerdem dokumentiert das Material, dass die Tiere im Oktober 2009 für den Abtransport zum Schlachthof brutal verladen wurden. Hühner wurden am Hals gepackt und mehrere Meter weit gegen Wände geworfen. Transportkisten, gefüllt mit Hühnern, wurden aus großer Höhe auf einen LKW geworfen.
Tierarzt und Nutztierexperte Dr. Rupert Ebner erklärt nach Sichtung der Aufnahmen gegenüber "Report Mainz": "Da wird den Tieren massiv Schaden zugefügt. Sie brechen sich die Knochen, werden dann in diesen Käfigen mit gebrochenen Knochen transportiert. Das ist absolut illegal und ganz eindeutig ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz." Diese Einschätzung bestätigt die zuständige Amtsveterinärin Dr. Anja Eisenack: "Wir haben auf jeden Fall verschiedene Ordnungswidrigkeitentatbestände, vielleicht sogar Straftatbestände. So dass wir das nach intensiver Prüfung vielleicht sogar an die Staatsanwaltschaft abgeben. Es wird auf jeden Fall verfolgt."
Nachdem "Report Mainz" die PHW-Gruppe, zu der Wiesenhof gehört, mit den Vorwürfen konfrontiert, erklärt die Geschäftsleitung schriftlich: "Die in dieser Farm dokumentierten Verstöße gegen Tierschutznormen sind absolut inakzeptabel. Das Unternehmen hat (...) personelle Konsequenzen bei den Hauptverantwortlichen gezogen. Das Unternehmen wird neben eigenen Kontrollen der Elterntierfarmen und Kontrollen durch unabhängige Zertifizierungsfirmen umgehend zusätzliche unangemeldete Kontrollen durch den Tierschutzbeauftragten der PHW-Gruppe veranlassen."
Quelle: SWR - Das Erste