Eingeschleppte Fische wachsen stärker
Archivmeldung vom 09.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVon Menschen eingeschleppte Fische haben in ihrer neuen Heimat in den vergangenen 150 Jahren massiv an Körpermasse und Größe zugelegt. Ein internationales Forscherteam hat Daten aus mehr als 1.000 Flüssen weltweit zusammengetragen und untersucht.
Demnach sind die Eindringlinge um durchschnittlich zwölf Zentimeter größer als die heimischen Arten, berichtet das Forscherteam in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Ecology Letters.
Für die Wissenschaftler ist dies ein Alarmsignal, denn die neuen
Zuwanderer, die immer mehr an Größe zunehmen, bedeuten auf ein
ernstzunehmendes Risiko in Zusammenhang mit der Veränderung aquatischer
Ökosysteme. Experten wie der Hydrobiologe Christian Wiesner von der
Wiener Universität für Bodenkultur warnen seit Jahren vor den
Folgen eingeschleppter Arten. "Jedes Einbringen fremder Arten ist höchst
bedenklich, denn wenn Neobiota einmal heimisch geworden sind, gibt es
kaum Möglichkeiten sie zu entfernen", erklärt der Biologe im
pressetext-Interview.
Einschleppung als lange Geschichte
Seit dem Neolithikum haben Menschen Tiere transportiert und neue Arten eingeschleppt. Diese Praxis hat allerdings in den vergangenen 150 Jahren rapide zugenommen. Ursachen dafür waren die Entwicklung einer verbesserten Verkehrsinfrastruktur sowie der wachsende internationale Handel. Auch bei den Süßwasserfischen ist die Zahl der eingeführten Spezies weltweit auf mehrere hundert Arten angestiegen. Einige der Fische wurden aus Nahrungsgründen, andere als Zierfische, manche auch versehentlich eingeschleppt.
Die Forscher der Universitäten von
Toulouse, Antwerpen und Utrecht sowie vom Nationalen Wissenschaftlichen
Forschungszentrum CNRS
konnten den Evolutionsvorteil der Neobiota weltweit errechnen. Jene
Fische, die durch menschliches Zutun eingebracht wurden, sind
signifikant größer. Die Veränderung betrifft auch die sogenannte
Bergmannsche Regel, wonach ein Lebewesen in den kälteren Arealen ihres
Verbreitungsgebietes größer ist als in den wärmeren. Diese
ökogeografische Regel über den Zusammenhang von durchschnittlicher
Körpergröße und Klima stellte der Göttinger Anatom und Physiologe Carl
Bergmann 1847 auf.
Verschiedene ökologische Charakteristika
Neben der historischen Betrachtung beeinflusst die Einführung von Spezies mit anderen ökologischen Charakteristika auch das Funktionieren des gesamten Ökosystems. Einige der größeren eingeschleppten Arten sind Raubtiere, während andere Pflanzenfresser sind. Diese Eigenschaften haben Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette und organische Recycling-Prozesse.
"Vielfach wird auch übersehen, dass Neobiota häufig auch neue Parasiten mitbringen", meint Wiesner. Über die Auswirkungen sei viel zu wenig bekannt, da für solche Forschungsvorhaben sehr oft das Geld fehle. Wiesner arbeitet am EU-Projekt DAISIE (Delivering Alien Invasive Species Inventory for Europe). Im Rahmen dieses Projekts wurden zum ersten Mal alle bekannten Invasionsarten erfasst.
Quelle: pressetext.deutschland Wolfgang Weitlaner