NABU, GRD und GSM: Verkehrsminister Tiefensee muss Bergung von Altmunition in Nord- und Ostsee voranbringen
Archivmeldung vom 07.03.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer NABU, die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) und die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) haben Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee in einem Offenen Brief aufgefordert, die Bergung von Altmunition in Nord- und Ostsee voranzubringen.
Eine grundlegende Abschätzung der von Munitionsaltlasten in der Nord- und Ostsee ausgehenden Gefahren für Mensch und Umwelt müsse auf der Grundlage einer flächendeckenden technischen und historischen Erkundung umgehend in Angriff genommen werden. Die gefährlichsten Altlasten, insbesondere Giftgasmunition und konventionelle Munition in küstennahen Risikogebieten müssten auch zum Schutze von Schweinswalen umweltfreundlich und sicher geborgen und entsorgt werden. Geeignete Methoden dazu seien bereits auf einer Fachtagung der Verbände im Oktober 2007 in Kiel vorgestellt worden.
Im Brief an den Bundesverkehrsminister wenden sich NABU, GRD und GSM gegen die bisherige Vorgehensweise, nur bei Zufallsfunden zu reagieren und dann zu sprengen. "Die am Meeresgrund lagernde Munition birgt ein Sicherheitsrisiko für Badegäste, Taucher, Wassersportler und die Meeresumwelt. Eine sporadische Beseitigung in Form von umweltgefährdenden Sprengungen ist hier der falsche Weg", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Sprengungen stehen aus Sicht von GRD, GSM und NABU darüber hinaus im Widerspruch zu EU- und Völkerrechtsverträgen wie der FFH- Richtlinie und der Bonner Konvention. "Durch die Druckwelle und den Schalldruck bei einer Minensprengung werden Meeressäugetiere in einer Entfernung von vier Kilometern getötet. Noch in 30 Kilometer Entfernung sind nachhaltig wirkende Hörschäden zu befürchten", berichtete Petra Deimer von der GSM.
Aktuelle Planungen für eine Ostsee-Pipeline und verschiedene Windparks mit ihren Kabelanbindungen führen Planern, Behörden und Politikern immer wieder vor Augen, dass überall in der Nord- und Ostsee mit dem gefährlichen Weltkriegserbe zu rechnen ist und dringender Handlungsbedarf besteht, die verrottenden Munitionsteile sicher und umweltfreundlich zu beseitigen.
NABU, GRD und GSM fordern vor diesem Hintergrund auch das für die Bundeswasserstraßen zuständige Bundesverkehrsministerium auf, der Verantwortung in der Munitionsfrage gerecht zu werden, Finanzmittel bereitzustellen, die Ergebnisse des Kieler Symposiums aufzugreifen und zusammen mit Bundeswehr, Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Umweltverbänden die umweltfreundliche Beseitigung von Munition anzugehen. Eine Voraussetzung dafür ist die Auswertung aktueller und historischer Informationen zu Munitionsverklappungen sowie eine flächendeckende Kartierung aller Verdachtsflächen. Wo immer möglich, muss Altmunition dann gehoben und schadlos beseitigt werden. Erste positive Zeichen für ein Umdenken sehen die Verbände in den von Kampfmittelräumdiensten der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in Angriff genommenen Versuchen, bei unumgänglichen Sprengungen mit Blasenvorhängen einen Schallschutz für Schweinswale zu erzeugen und mit Hilfe der Wasserstrahlschneidtechnik an Ort und Stelle den Zünder zu entfernen und die Munition zu zerlegen, um sie portionsweise beseitigen zu können.
Quelle: NABU