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Europa plündert die Hohe See

Archivmeldung vom 20.11.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Plünderung der Fischbestände auf der Hohen See zwischen den Azoren und der Barentsee geht nach Angaben des WWF weiter. Die Nordostatlantische Fischereikommission (NEAFC) habe es bei ihrer am Freitag Abend in London beendeten Jahrestagung verpasst, den Fang bedrohter Fische wie Hai oder Schellfisch entscheidend einzuschränken.

Auch beim Schutz wertvoller Kaltwasserkorallen-Gebiete blieben die Mitglieder des Abkommens - die EU, Dänemark, Norwegen, Island und Russland - hinter den Forderungen des WWF und der Wissenschaftler zurück. "Die Konferenz hat zwar einige Fortschritte erzielt. Aber unterm Strich ist das zu wenig", bilanzierte WWF-Meeresbiologe Christian Neumann.

Die beschlossene Senkung des Fischereiaufwandes um 5 Prozent auf 65 Prozent des höchsten Niveaus aller Zeiten ist nach Ansicht des WWF bei Weitem nicht genug. Dagegen begrüßen die Naturschützer das vorläufige Fangmoratorium für den gefährdeten Tiefsee-Granatbarsch. Ebenso sei die Verschärfung der Kontrollen für Fangschiffe unter fremder Flagge in den Häfen der NEAFC-Staaten ein Schritt in die richtige Richtung. Damit soll die illegale Fischerei eingedämmt werden.

"Angesichts der alarmierenden Entwicklung der Fischbestände weltweit sind die Ergebnisse der Tagung vollkommen unzureichend", sagte Neumann. Eine Science-Studie hatte kürzlich das Ende aller wirtschaftlich genutzten Fischbestände bis 2048 vorausgesagt - wenn die Staaten die Meere weiterhin so plündern wie bisher. "Tiefsee-Fische sind besonders gefährdet, weil sie sehr alt werden, nur langsam wachsen und sich nur selten fortpflanzen", erläutert Neumann. Der WWF fordert ein nachhaltiges Fischereimanagement und einen entschiedenen Kampf gegen die illegale Fischerei.

Der Nordost-Atlantik zählt zu den vier größten Fangregionen der Welt. 2003 wurden hier über 10 Millionen Tonnen Fisch entnommen. Die EU-Flotte ist für über 40 Prozent der Fänge verantwortlich. Die NEAFC regelt seit Anfang der 1980er Jahre die Fischerei auf der Hohen See außerhalb der nationalen 200 Seemeilen-Zonen. Sie ist für ein riesiges Gebiet zwischen Azoren und Grönland, ein weiteres nördlich von Norwegen und eines in der Barentsee zuständig. Zudem kann die Konferenz Schutzgebiete festlegen.

Die NEAFC-Staaten einigten sich darauf, die Kaltwasserkorallen-Gebiete der Hatton Bank und der Rockall Bank nordwestlich von Großbritannien unter Schutz zu stellen. Allerdings schlossen sie das größte Gebiet auf der Rockall Bank davon aus. Diese Korallen-Regionen gelten als außerordentlich artenreich und als für Jungfische wichtiger Lebensraum, sind aber durch eine intensive Grundschleppnetz-Fischerei gefährdet. "Die neuen Schutzgebiete reichen nicht aus. Die empfindlichen Juwelen der Tiefsee werden weiterhin kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen geopfert.", so WWF-Experte Neumann. Die NEAFC ist eines von insgesamt 16 regionalen Kommissionen, die den Fischfang auf Hoher See regeln sollen. Eine WWF-Studie hatte kürzlich gezeigt, dass diese internationalen Akommen bislang im Kampf gegen die Plünderung der Meere versagt haben.

Quelle: Pressemitteilung WWF World Wide Fund For Nature

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