Delfinschützer Ortmüller gründet mit Flipper-TV-Trainer „Wal- und Delfinschutz – Forum (WDF)“
Archivmeldung vom 03.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRichard O’Barry, TV-Trainer der erfolgreichen Fernsehsendung Flipper und heutiger Delfinschützer, war auf Einladung des Wal- und Delfinschützers Jürgen Ortmüller aus Hagen/Westf. eine Woche lang in Deutschland, um auf die Problematik der Delfine in Gefangenschaft aufmerksam zu machen.
Die beiden Tierschützer hatten sich schon 1999 auf einem Fachkongress in Lindau
kennen gelernt. Am Donnerstag vergangener Woche fand auf Anregung des Hagener
Tierschützers ein Fachgespräch „Delfintherapie“ (DAT) der Bundestagsfraktion
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN unter der Leitung der parlamentarischen Geschäftsführerin
Undine Kurth, MdB, in Berlin statt. Ortmüller hatte ursprünglich sämtliche
Bundestagsfraktionen eingeladen, um zusammen mit Richard O’Barry über den Wal-
und Delfinschutz zu diskutieren. Ortmüller: „Obwohl alle Bundestagsparteien sich
wiederholt für den Wal- und Delfinschutz ausgesprochen haben, zeigten nur die
Grünen und die Linken ernsthaftes Interesse an dieser Diskussionsrunde.“ An dem
Fachgespräch in Berlin nahmen Tierschutzorganisationen und Sachverständige aus
ganz Deutschland und Befürworter und Gegner der Delfinarien und der
Delfintherapie (DAT) teil.
Die Bundesvorsitzende des Vereins „autismus
Deutschland e.V“, Maria Kaminski kritisierte in ihrem Vortrag die
Delfintherapie: „Es gibt preiswertere Lösungen als die Delfintherapie für die
betroffenen Kinder wie z.B. die Hippotherapie (mit Pferden) oder die Therapie
mit ausgebildeten Hunden. Die Delfine werden missbraucht, um damit Geld zu
verdienen“. Eine Delfintherapie verursacht meist mehr als 10.000 Euro Kosten und
wird von den Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) nicht bezuschusst. Darauf wies
auch Dr. Dietrich Sonntag als Referent für den Gemeinsamen Bundesausschuss hin.
Dr. Karsten Brensing von der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS referierte in Berlin über das Spannungsfeld Delfintherapie und Tierschutz und kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Delfintherapie aufgrund der nicht artgerechten Haltung der Tiere in den Delfinarien keine praktikable Lösung sei.
Die Präsidentin der Therapie-Organisation „Dolphin Aid“, Frau Kirsten Kuhnert, lehnte eine Delfintherapie in Delfinarien und die Delfinshows ab.
Richard O’Barry wies als Hauptredner in der Bundestagsfraktions-Debatte darauf hin, dass DAT die Nachfrage nach Wildfängen fördere. „Wir Menschen fragen immer nur, was die Delfine für uns tun können. Jeder sollte einmal sehen, unter welch grausamen Umständen die Delfine für die Tiergärten gefangen werden. Nur wenige überleben diese Prozedur.“ Die Delfinarien in Nürnberg, Duisburg, Münster und Soltau bezeichnete er als Todestrakte. Erst in der letzten Woche war innerhalb von 2 Wochen ein zweites Delfinbaby unmittelbar nach der Geburt in Nürnberg gestorben. Damit erhöhte sich die Todesrate auf 33 Delfine seit Bestehen des Nürnberger Zoos mit 7 toten Delfinbabys. „Eine erfolgreiche Nachzucht dieser intelligenten Meerssäuger ist unmöglich. Wären 33 Gorillas oder Elefanten in dieser Zeit gestorben, hätte man diese Gehege längst geschlossen – aber es geht um viel Geld“, so der Flipper-Trainer.
Der engagierte Wal- und Delfinschützer Ortmüller wies in Berlin darauf hin, dass wissenschaftliche Forschung und ein angeblicher Bildungsauftrag in den Delfinarien vorgeschoben würden, um in Belustigungs-Shows die gelehrigen Tiere zu missbrauchen. „Jeder Delfin in Freiheit schwimmt täglich ca. 50 Kilometer und hat seine natürliche Umgebung in den Ozeanen so nötig wie wir die Luft zum atmen. Wir sperren unsere Kinder auch nicht in Besenkammern. Jährlich werden in Deutschland pro Delfinarium mehrere Millionen Euro eingenommen. Es ist ein mörderisches Geschäft auf Kosten einer intelligenten Spezies, die mittelfristig vom Aussterben bedroht ist.“
Die Bundestagsfraktion der Grünen kommt nach der Fachtagung in Berlin zu dem Ergebnis, dass Bund und Länder Alternativen zur Delfintherapie fördern müssen und dass der Neu- und Ausbau von Delfinarien und die Einfuhr von Delfinen untersagt werden muss, bis erwiesen ist, dass keine andere Therapie die Delfintherapie ersetzen kann.
O’Barry und Ortmüller nahmen nach der Debatte in Berlin am Freitag noch an einem kontroversen Gespräch mit dem Stadtrat in Nürnberg teil. Nürnberg plant trotz der sieben toten Delfinbabys eine 17 Million teure „Lagune“. O’Barry: „Eine Lagune hat einen Zugang zum offenen Meer. Der Tiergarten in Nürnberg betreibt Augenwischerei. Es handelt sich um nichts anderes als um die Erweiterung eines Betonbeckens. Die Delfine leiden unter dem verchlorten Wasser und unter den Shows, die sie nur mitmachen, weil sie für jedes Kunststück gefüttert werden. Delfine sind Wildtiere und gehören nicht in Gefangenschaft.“
Jürgen Ortmüller und Richard O’Barry haben in Berlin das internationale „Wal- und Delfinschutz – Forum“ (WDF) gegründet. Die Idee der beiden bekannten Aktivisten ist, nicht eine weitere Tierschutz-Organisation zu gründen, sondern ein Forum mit geplanter Internet-Präsenz zu bieten, in dem Aktivisten, Wissenschaftler, Tierrechtler und Politiker Fragen zum Thema beantworten und auch miteinander öffentlich kommunizieren.
Ortmüller, der hauptberuflich Steuerberater und Steuerstrafverteidiger ist: „Es geht um Zusammenarbeit, nicht um Konkurrenz. O’Barry und ich wollen keine neue Geldsammelorganisation, davon gibt es schon genug. Wir beide wollen einen internationalen Austausch von Erfahrungen zum Thema Wal- und Delfinschutz fördern, um aus diesen Ergebnissen eine Zielsetzung zu erarbeiten, die dann von Teilnehmern erfüllt wird. Dabei wollen wir uns nicht nur auf die Debatte und die erforderliche Änderung von bestehenden Gesetzen beschränken sondern auch aktiv einschreiten, wenn es dies erfordert. Ich denke dabei nicht nur an die erforderliche Schließung der Delfinarien sondern auch ganz konkret an den alljährlichen Walmord auf den europäischen Färöer-Inseln. Richard O’Barry und ich haben vereinbart, im nächsten Jahr auf die Inseln fliegen, um vor Ort gegen das barbarische Walmorden zu protestieren, auch wenn dies erfahrungsgemäß nicht ganz ungefährlich ist, weil die Bewohner ihr grausames Geheimnis nicht gerne in der Öffentlichkeit sehen und Beobachtern oft die Kameraausrüstung zerstört wird, bis hin zu anderen Gewalttätigkeiten.“
Quelle: Pressemitteilung Journal Society GmbH