Gabriel soll gegen Anbau der Gen-Kartoffel "Amflora" stimmen
Archivmeldung vom 27.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel aufgefordert, beim morgigen EU-Umweltministerrat in Luxemburg gegen den Anbau der gentechnisch veränderten Kartoffel "Amflora" der Firma BASF zu stimmen.
Ein "Ja" zu "Amflora" würde erstmals seit 1998 wieder die
Zulassung einer Gentech-Pflanze für den kommerziellen Anbau bedeuten.
Die Erfahrungen mit der damals zugelassenen Maissorte MON 810 seien
Beleg dafür, dass gentechnisch veränderte Pflanzen hohe Risiken mit
sich brächten. MON 810 gilt inzwischen als giftig für Schmetterlinge.
Die im Stärkegehalt veränderte "Amflora" enthält ein Resistenz-Gen
gegen Antibiotika. Befürchtet wird, dass die Antibiotika-Resistenz
auf Bakterien im Magen-Darm-Trakt von Menschen und Tieren übertragen
wird und damit bestimmte Medikamente ihre Wirksamkeit verlieren. Mit
einem ersten Versuch, "Amflora" zuzulassen, war BASF Ende letzten
Jahres gescheitert. Obwohl "Amflora" hoch umstritten ist, gibt es in
Deutschland bereits für sieben Millionen Knollen auf 155 Hektar eine
Zulassung zur Freisetzung. Das ist die großflächigste Freisetzung,
die es hierzulande je gegeben hat.
Ein Rechtsgutachten des BUND hat ergeben, dass in Deutschland und
in der EU für Freisetzungen keine Flächenbeschränkung existiert. Laut
BUND genügen jedoch bereits wenige Hektar, um zu erproben, wie
Gentech-Pflanzen auf die Umwelt wirken. "Wenn in der
Freisetzungsphase, die allein der wissenschaftlichen Erprobung dienen
soll, riesige Gentech-Felder zugelassen werden, weicht dies die
Grenze zwischen experimenteller Erprobung und kommerzieller Nutzung
auf," sagte Hubert Weiger, agrarpolitischer Sprecher des BUND.
Beispielsweise würden aus den rund sieben Millionen "Amflora"-Knollen
etwa 70 Millionen industriell nutzbare Knollen bzw. Saatkartoffeln
für den kommerziellen Anbau.
Im europäischen und deutschen Recht müsse künftig einheitlich
geregelt werden, dass Freisetzungen lediglich Forschungszwecken und
nicht der Vorbereitung der kommerziellen Nutzung dienen dürfen.
Weiger: "Agrarminister Seehofers neuerdings öffentlich geäußerte Zweifel am Nutzen der Agro-Gentechnik nützen wenig, wenn dem nicht entsprechende Taten folgen. Wir brauchen in Europa klare und einheitliche Gesetze zur Begrenzung der Risiken der Agro-Gentechnik. Leider hat Herr Seehofer während seiner EU-Ratspräsidentschaft im letzten halben Jahr überhaupt nichts in dieser Richtung unternommen."
Quelle: Pressemitteilung BUND