Umweltprobleme machen nicht vor nationalen Grenzen Halt
Archivmeldung vom 03.05.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlZwei Jahre nach der Osterweiterung der Europäischen Union (EU) befinden sich die zehn Beitrittsländer wirtschaftlich auf der Überholspur. Damit sie bei ihrem rasanten Anpassungsprozess nicht ökologisch "vor die Wand fahren", sollen die Belange der Umwelt nicht ausgebremst werden.
Die nachhaltige
Entwicklung in Mittel- und Osteuropa (MOE) zu fördern, ist deshalb
ein wichtiges Anliegen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
geworden. Als größte Umweltstiftung der Welt unterstützte sie bisher
mit über 31 Millionen Euro rund 200 Modellprojekte in zwölf Staaten
des ehemaligen Ostblocks. "Umweltprobleme machen nicht vor nationalen
Grenzen Halt. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen darf es
deshalb auch nicht", begründet DBU-Generalsekretär Dr. Fritz
Brickwedde die ökologische Hilfe zur Selbsthilfe aus Anlass des
Europatages Anfang Mai.
Seitdem die EU vor zwei Jahren um rund 738.000 Quadratkilometer
gewachsen ist, werden gemeinsame Herausforderungen des Umweltschutzes
in Mitteleuropa von den bisherigen und neuen Unionsländern zunehmend
gemeinschaftlich angegangen. "Schon aufgrund geografischer
Wechselwirkungen sind diese Probleme nicht allein dezentral sinnvoll
zu bewältigen. Wir werden unsere vielfältigen internationalen
Aktivitäten daher auch auf Kandidatenländer der nächsten
EU-Beitrittsrunde ausbauen", so Brickwedde.
Von zentraler Bedeutung sei es, in den jungen Demokratien durch
Umweltbildung ein ökologisches Bewusstsein zu entwickeln. Neben der
breiten Öffentlichkeit stellt die Jugend eine besondere Zielgruppe
dar für die Umweltkommunikation und den Kulturgüterschutz. Mit
125.000 Euro fördert die DBU etwa in Zusammenarbeit mit der
Bergakademie Freiberg, der Karlsuniversität in Prag und dem
Landratsamt Annaberg das freiwillige Engagement Jugendlicher bei der
Restaurierung des umweltgeschädigten historischen Wassersystems im
tschechischem Zisterzienserkloster Osek. Hier legen die
ehrenamtlichen Helfer überwucherte Aquädukte, Kaskaden und Bassins
aus der Barockzeit frei. In studentischen Arbeiten entstehen Konzepte
für eine umfassende Sanierung.
Jährlich erhalten 60 hoch qualifizierte Hochschulabgänger aus den
MOE-Staaten ein DBU-Stipendium. Sie absolvieren ein anspruchsvolles
Praktikum in deutschen Einrichtungen des Umwelt- und Naturschutzes,
um nach der Rückkehr ins Heimatland das nötige Rüstzeug für einen
erfolgreichen Job zu haben. Eng verknüpft ist damit ein angestrebter
Technologietransfer in den osteuropäischen Raum. Denn Voraussetzung
für eine rasche und dauerhafte Vermeidung von Umweltschäden durch
Übernutzung von zum Beispiel Seen und Flüssen sei die Umsetzung
technischer Innovationen der Wasserwirtschaft, so Brickwedde.
Bedarfsgerechte Schulungsunterlagen, Exkursionen und Seminare zu den
Themen Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und
Gewässerbewirtschaftung sowie umwelttechnische Berufsausbildungen in
den Staaten Mittel- und Osteuropas wird die DBU daher in den nächsten
fünf Jahren mit bis zu 675.000 Euro fördern.
Neben der Weitergabe von Wissen werden regionale Initiativen bei
ihrem handfesten Einsatz für den Natur- und Artenschutz unterstützt.
Mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) zum Beispiel sichert die
DBU langfristig den Lebensraum Aue am Unterlauf der Donau. Im
bulgarisch-rumänischen Grenzgebiet wurden in den vergangenen
Jahrzehnten die Überschwemmungsgebiete des zweitgrößten Flusses
Europas vielerorts vom Strom getrennt, um sie für Land- und
Forstwirtschaft zu nutzen. Eine späte Rache der Natur hierfür zeigte
sich in der Überflutung des Donaudeltas nach Ostern. Als Bestandteil
einer nachhaltigen Regionalentwicklung sollen die Auewiesen in den
kommenden drei Jahren wieder hergestellt und "extensiv", das heißt
ohne übermäßige Eingriffe in die Natur, bewirtschaftet werden.
Insgesamt fördert die DBU dieses Modellprojekt von staatlichen und
privaten Trägern des Naturschutzes an der Donau mit über 460.000
Euro.
Mit knapp 125.000 Euro unterstützt die DBU auch eine bulgarische Umweltinitiative, die sich für die dauerhafte Wiederansiedlung der vier europäischen Geierarten in dem Land zwischen Balkangebirge und Schwarzem Meer einsetzt. Um den Bart- (Gypaetus barbatus), Gänse- (Gyps fulvus), Mönchs- (Aegypius monachus) und Schmutzgeiern (Neophron percnopterus) "unter die Flügel zu greifen", wurden befristete Futterplätze eingerichtet, erklärt Diplom-Biologe Wolfgang Fremuth von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Langfristig würden mit der Wiederansiedlung von Karakachanschafen und Balkangämsen die natürlichen Nahrungsgrundlagen der Aasfresser gefördert. Zur Erfolgskontrolle der Schutzmaßnahmen werden die Horstplätze der wegen ihrer Funktion als Kadaverbeseitiger "Gesundheitspolizei der Natur" genannten Vögel dauerhaft beobachtet.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Bundesstiftung Umwelt