Stühlingen: Circus Luna hält Elefantin Benjamin bei klirrender Kälte auf Lkw – PETA erstattet Strafanzeige
Archivmeldung vom 04.03.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRücksichtslose Tierquälerei im Zirkus: Eine aktuelle Undercover-Videorecherche von PETA Deutschland e.V. zeigt, dass die Elefantendame Benjamin im Winterquartier des Circus Luna im baden-württembergischen Stühlingen wiederholt eiskalte Nächte auf einem kleinen Lkw verbringen musste. Wie auch das investigative ZDF-Magazin „Frontal 21“ am gestrigen Abend berichtete, dokumentierten die Ermittler der Tierrechtsorganisation Anfang Februar mehrmals die Temperatur auf dem Zirkustransporter.
An drei über die Nacht verteilten Messzeitpunkten wurden auf dem Lkw in unmittelbarer Nähe des Elefanten jeweils 6 °C verzeichnet – ein klarer Verstoß gegen die offiziellen Richtlinien und lebensbedrohlich für das Tier. PETA meldete den Missstand beim Kreisveterinäramt Waldshut und erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen, die nun gegen die Zirkus-Verantwortlichen ermittelt (Az. 20 UJs 497/15). Die ständige nächtliche Haltung auf dem kleinen Transporter stellt einen weiteren Verstoß gegen die Zirkusleitlinien dar und ist ebenfalls Gegenstand der Anzeige. Im Hinblick auf zahlreiche Missstände bei der Elefantenhaltung, die bereits früher behördlich festgestellt wurden und die weiterhin bestehen, fordert die Tierrechtsorganisation das Veterinäramt sowie den für Tierschutz zuständigen Landesminister Alexander Bonde nun auf, die Elefantendame endlich zu beschlagnahmen und in eine tiergerechtere Haltung zu überführen.
„Eine sensible Elefantendame in bitterkalten Nächten einsam und ohne Bewegungsmöglichkeiten auf einem kleinen Lkw einzusperren ist Tierquälerei. Diese vermutlich schon seit Jahren bei Circus Luna gängige Praxis ist extrem gefährlich für die Afrikanische Elefantin“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA Deutschland e.V. „Es wäre völlig unverständlich und verantwortungslos, wenn die Behörden das Tier weiterhin bei dem skrupellosen Zirkus beließen.“
Trotz unverzüglicher Anzeige beim Veterinäramt war die tierquälerische Haltung auch bei einer drei Tage späteren Nachkontrolle unverändert: Das Digital-Funkthermometer zeigte 5,3 °C im Inneren des Lkws an. Gemäß den offiziellen Richtlinien für Elefantenhaltung im Zirkus und im Zoo darf die Temperatur der Unterkunft nicht unter 15 °C liegen, da die aus heißen Klimazonen stammenden Rüsseltiere sonst Erkrankungen und sogar Erfrierungen erleiden können.
Weibliche Elefanten sind soziale Herdentiere, deren Einzelhaltung verboten ist. Nach einer Strafanzeige gegen Circus Luna durch PETA antwortete die Staatsanwaltschaft Stuttgart im Mai 2012 in einem der Tierrechtsorganisation vorliegenden Schreiben, dass „teilweise die Vorgaben der Zirkusleitlinie nicht umgesetzt wurden“. Außerdem wurden sowohl „die Einzelhaltung des Elefanten als auch […] das zu kleine Innengehege in Verbindung mit einem fehlenden Außengehege, auch für die beiden Bären, sowie teilweise fehlendes Beschäftigungsmaterial kritisiert“.
Circus Luna steht schon lange in der Kritik von PETA. Die Bären und die Elefantendame Benjamin sind nach Auffassung der Tierrechtsorganisation durch jahrelange tierquälerische Haltung im Zirkus unberechenbar geworden. In der Folge wurden bereits mehrere Menschen durch Übergriffe der Elefantin zum Teil schwer verletzt. 2012 erlitt ein 12-jähriger Junge in Burladingen einen Kieferbruch durch einen Rüsselschlag. 2010 verlor ein Familienvater nach einer Attacke in Leutkirch eine Niere, sein Sohn wurde ebenfalls schwer verletzt. Auch der renommierte Elefantenexperte Dr. Fred Kurt warnt: „Jeder Kontakt zwischen dem Tier [Benjamin] und einem Besucher kann in einer weiteren Tragödie enden.“
Quelle: PETA Deutschland e.V.