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EU-Verbot von Einweg-Plastikprodukten hält Remondis-Chef Wilms für kontraproduktiv

Archivmeldung vom 27.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Gelbe Tonne (Dritte von links)
Gelbe Tonne (Dritte von links)

Foto: 3268zauber
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die heute vom EU-Parlament beschlossene Richtlinie über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoff-Produkte auf die Umwelt hält Herwart Wilms, Geschäftsführer des größten deutschen Entsorgungsunternehmens Remondis, für kontraproduktiv.

"95 Prozent der Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikabfall stammt aus zehn Flüssen in Asien und Afrika. Aus Deutschland kommt kein Gramm von diesen Kunststoffen in die Weltmeere", sagte Wilms gegenüber der Online-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins 'Capital'. Gleichzeitig werde durch den Strohhalm-Bann Kunststoff als hocheffizientes Verpackungsmaterial diffamiert. Viele Alternativen wie Glas würden hingegen durch ein deutlich höheres Gewicht zu höherem Transportaufkommen und damit zu einer schlechteren Öko-Bilanz führen.

Der massive öffentliche Druck und die schärfere Regulierung hätten ohnehin schon dazu geführt, dass sich immer mehr Hersteller, Händler und Entsorger um einen besseren Umgang mit Kunststoff bemühen. Auch Remondis will in diesem Jahr rund 300 Mio. Euro investieren. Dazu gehört die geplante Übernahme des Dualen Systems Deutschlands (Grüner Punkt), die rund 150 Mio. Euro kosten werde. "Zusätzlich geben wir etwa die gleiche Summe für den Bau neuer Recycling-Anlagen aus, in denen Kunststoff aus der Gelben Tonne aufbereitet wird", kündigt Remondis-Geschäftsführer Wilms im 'Capital'-Interview an.

Zurzeit untersucht das Bundeskartellamt die Marktmechanismen, um über die Übernahme des Dualen Systems Deutschland (DSD) durch Remondis zu entscheiden. Das im westfälischen Lünen beheimatete Abfallunternehmen ist mit einem Umsatz von 7,3 Mrd. Euro der mit Abstand größte deutsche Entsorgungskonzern vor der Berliner Alba-Gruppe. "In der breiten Öffentlichkeit herrscht die Meinung, wir wären ein Monopolist", kommentiert Remondis-Manager Wilms die laufende Untersuchung. "Das sind wir in keinem Bereich der Wertschöpfungskette. Wir werden durch den Zukauf auch im Dualen System mit einem Marktanteil von 30 Prozent keine marktbeherrschende Stellung bekommen." Er sei zuversichtlich, dass die Behörde die Übernahme bis zum 16. Mai genehmigen werde.

Bis Ende vergangenen Jahres mussten laut Verpackungsverordnung nur 36 Prozent des Inhalts aus der Gelben Tonne wiederverwertet werden. "Ja, die gesetzlich vorgeschriebene Recycling-Quote war zu niedrig", räumt Remondis-Manager Wilms ein. Es gab bislang für die Industrie schlicht keinen Anreiz, mehr zu machen und innovativere Lösungen zu finden. Seit Anfang 2019 müssen Kunststoffe zu 58,5 Prozent recycelt werden, ab 2022 steigt die Quote auf 63 Prozent. "Das Ziel ist extrem ehrgeizig, aber wir glauben, das wir das können", so Wilms. "Wir brauchen diesen gesetzlichen Zwang, weil es ein Markt ist, der sich sonst nicht rechnet." Eine neue Kontrollbehörde soll zudem darüber wachen, dass sich künftig wirklich alle Hersteller und Händler an den Kosten für die Entsorgung und das Recycling beteiligen. Für große Handelsketten summieren sich die Lizenzgebühren für das Duale System bereits jetzt auf hohe zweistellige Millionenbeträge, Tendenz steigend.

Quelle: Capital, G+J Wirtschaftsmedien (ots)

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