Schreiadlerhorst spurlos verschwunden: Horstzerstörungen gefährden die äußerst seltene Greifvogelart
Archivmeldung vom 01.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttIn Mecklenburg-Vorpommern ist der Horst eines seltenen Schreiadlers spurlos verschwunden! "Der oder die Täter müssen höchst professionell mit Seilen und Kletterausrüstung in das Waldgebiet bei Zimkendorf südlich von Stralsund eingedrungen sein", sagt Dr. Andreas Kinser, Schreiadler-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung.
Der Landkreis Vorpommern-Rügen wird Anzeige gegen Unbekannt erstatten und sucht dringend Zeugen. Ornithologen sind entsetzt und fassungslos: Schreiadler sind streng geschützt und in Deutschland extrem selten. Nur 130 Brutpaare brüten noch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Was ist mit dem großen Schreiadlernest - es hat immerhin einen Durchmesser von über einem Meter - passiert? Das Motiv in Zimkendorf liegt noch im Dunkeln. "Denkbar ist auch, dass es sich um Vandalismus handelt", so Kinser. Denn in unmittelbarer Nähe des Nestes soll ein Radweg ausgebaut werden; dem Projekt steht der Schutz des Schreiadlers allerdings entgegen. "Der zerstörte Horst muss im Genehmigungsverfahren aber noch weitere fünf Jahre berücksichtigt werden, daher ist ein Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau des Radweges wenig wahrscheinlich", so Kinser.
Auch der Bau von Windkraftanlagen war andernorts immer wieder ein Motiv für Horstzerstörungen. 2018 wurde nur wenige Kilometer von Zimkendorf entfernt das Nest eines Rotmilans zerstört. Der Täter wurde vom Amtsgericht Stralsund verurteilt. Schon die Zerstörung eines Horstes ist ein Straftatbestand; hohe Geld- und Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren drohen. "Doch Wilderei ist ein lukratives Geschäft; illegal ausgehorstete Adler können auf dem Schwarzmarkt enorme Summen erzielen", sagt der Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. Artenschützer sind verzweifelt: "Horstzerstörungen machen die Bemühungen von Naturschützern zum Schutz des bei uns äußerst seltenen Schreiadlers zunichte", so Kinser. "Wir brauchen jedes einzelne Exemplar, um die Art bei uns vor dem Aussterben zu retten."
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (ots)