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NABU: Weltgemeinschaft hat beim Schutz der biologischen Vielfalt versagt

Archivmeldung vom 15.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Klassischer Flächenfraß in Deutschland: Täglich über 1,2km² zerstörte Wälder für Neubaugebiete und Industriegebiete (ca. 120 Fußballfelder pro TAG oder 11m² pro Sekunde)
Klassischer Flächenfraß in Deutschland: Täglich über 1,2km² zerstörte Wälder für Neubaugebiete und Industriegebiete (ca. 120 Fußballfelder pro TAG oder 11m² pro Sekunde)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Die Weltgemeinschaft hat ihre Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt deutlich verfehlt. Nach dem heute veröffentlichten "Global Biodiversity Outlook 5" wurde kein einziges der vor zehn Jahren für 2020 gesetzten Ziele von den 196 Vertragsstaaten des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD) vollständig erreicht.

Zerstörung von Lebensraum, zu intensive Landnutzung, Überfischung, Umweltverschmutzung, die Einwanderung invasiver Arten und die Erdüberhitzung bedrohen Millionen von Tieren und Pflanzen. Der Bericht zum Zustand der Biodiversität lässt nur wenige Fortschritte erkennen, wie etwa bei der Ausweisung von Schutzgebieten.

"Das Abkommen krankt an seiner Unverbindlichkeit, so ist es leider nicht verwunderlich, dass die Ziele verfehlt wurden", so NABU-Präsident Jörg-Andreas-Krüger. Ein großes Problem sei auch der falsche Einsatz von Subventionen: "Naturschädliche Subventionen sind in im vergangenen Jahrzehnt kaum reduziert worden, obwohl sich die Regierungen dazu 2010 verpflichtet hatten. Gleichzeitig fehlt es an finanziellen Anreizen für naturverträgliches Wirtschaften. Die aktuelle EU-Agrarpolitik ist ein trauriges Beispiel dafür, wie man mit viel Geld großen Schaden anrichten kann."

Zudem fehlen vielen Schutzgebieten die Mittel für effektive Betreuung und Pflege. Allein in Deutschland fehlen nach Angaben der Bundesregierung 900 Millionen Euro jährlich für Arten- und Naturschutz. Die EU-Kommission schätzt einen europaweiten Bedarf von mindestens 20 Milliarden Euro pro Jahr. Der NABU unterstützt daher die Forderung des Europäischen Parlaments in den aktuell laufenden Haushaltsverhandlungen, zehn Prozent aller EU-Gelder für den Erhalt der biologischen Vielfalt bereitzustellen. Dies sollte für den mehrjährigen EU-Finanzrahmen genauso gelten wie für das geplante Corona-Hilfspaket.

In den nächsten Tagen steht die nächste Verhandlungsrunde zwischen dem EU-Parlament und der deutschen Ratspräsidentschaft an. "Angela Merkel muss im Namen der Staats- und Regierungschefs der Forderung des Parlaments nach zehn Prozent des EU-Haushalts für biologische Vielfalt nachgeben. Funktionsfähige Ökosysteme und die Artenvielfalt sind unsere Lebensgrundlage. Wir dürfen sie nicht weiter aufs Spiel setzen", so der NABU-Präsident weiter, "Investitionen in die Biodiversität sind Investitionen in eine gesunde Zukunft. Daher muss die EU auch bei den laufenden Verhandlungen zu einem neuen globalen Übereinkommen für die biologische Vielfalt eine Führungsrolle übernehmen und mit gutem Beispiel vorangehen."

Hintergrund

Im Jahr 2010 hatten sich die Vertragsstaaten der CBD auf ihrer 10. Konferenz (CBD-COP10) in Japan auf 20 konkrete Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt verständigt - die sogenannten Aichi-Ziele. Diese Ziele sollten im Rahmen des "Strategischen Plans 2011-2020" bis zu diesem Jahr erreicht werden, um den dramatischen Verlust der Vielfalt an Arten, Genen und Ökosystemen zu stoppen. Die CBD-Vertragsstaaten hatten sich dazu verpflichtet, nationale Strategiepläne auszuarbeiten, um die Ziele gemeinsam zu erreichen. 2021 soll auf der nächsten CBD-Vertragsstaatenkonferenz ein neuer strategischer Plan verabschiedet werden.

Der Global Biodiversity Outlook ist ein seit 2001 regelmäßig erscheinender Bericht über den Zustand der Biodiversität und wird Auftrag der Vertragsstaaten des Übereinkommens zur biologischen Vielfalt erstellt.

Quelle: NABU (ots)


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