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Zertifizierung von Lebensmitteln erhält Artenvielfalt

Archivmeldung vom 11.06.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Artenarmer Sonnenkaffee aus Nicaragua.
Quelle: Foto: Robert Rice (idw)
Artenarmer Sonnenkaffee aus Nicaragua. Quelle: Foto: Robert Rice (idw)

Die Zertifizierung von Lebensmitteln ist ein geeignetes Mittel, um eine umweltfreundliche Produktion in artenreichen Regionen sowie gleichzeitig eine sozio-ökonomische Besserstellung der dortigen Landwirte zu erreichen. Davon profitieren vor allem die Tropen, die durch den weltweit größten Artenreichtum geprägt sind und dabei besonders tropische Agroforstsysteme, die wegen ihrer großen Biodiversität einen besonderen Platz innerhalb der tropischen Anbauflächen einnehmen. Das haben Agrarökologen unter der Leitung der Universität Göttingen herausgefunden, die sich in ihrer Studie auf Kaffee- und Kakaoplantagen konzentrieren. Die Ergebnisse sind online in der Fachzeitschrift Conservation Letters erschienen.

Artenreicher Schattenkaffee aus Nicaragua.
Quelle: Foto: Robert Rice (idw)
Artenreicher Schattenkaffee aus Nicaragua. Quelle: Foto: Robert Rice (idw)

Beispielhaft für den Erfolg der Zertifizierung ist der Anbau von Vogel-freundlichem Kaffee in Lateinamerika: Durch den Erhalt vieler großer Schattenbaumarten im Kaffee-Agroforst werden geeignete Winterquartiere für nordamerikanische Zugvögel erhalten. Die Einwohner Nordamerikas zahlen für diesen Vogelschutz einen höheren Kaffeepreis. Auch die Zertifizierung durch Öko-Labels wie Rainforest Alliance ermöglicht dem Landwirt ein höheres Einkommen als Ausgleich für den Verzicht auf landwirtschaftliche Intensivnutzung. „Grundlegendes Problem bei der bisherigen Zertifizierungspraxis ist, dass sich die Zertifizierung auf eine Anbaufläche oder einen Betrieb beschränkt. Die Existenz der dort lebenden Arten hängt aber von der Struktur der umgebenden Landschaft ab. Nur bei einem reichen Artenpool in der Landschaft können auch lokal viele Arten vorkommen“, sagt der Göttinger Agrarökologe Prof. Dr. Teja Tscharntke, Erstautor der Studie. Gibt es in der Landschaft oder Region nur noch wenige Arten, kann das System der Landnutzung noch so umweltfreundlich gestaltet sein – es kann dann nicht zu einer artenreichen Besiedlung kommen.

Prof. Tscharntke fordert deshalb, diese Diskrepanz zwischen dem Management auf lokaler sowie umgebender Landschaftsebene bei zukünftigen Zertifizierungen stärker zu berücksichtigen. „Es wäre möglich, dem Landwirt nicht nur lokale Standards aufzuerlegen, sondern ihn auch Standards auf der Landschaftsebene erfüllen zu lassen, zum Beispiel mit einem Verbot der Waldrodung“, so Prof. Tscharntke.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen (idw)

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