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Zeitung: EU will BSE-Kontrollen lockern

Archivmeldung vom 09.01.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Erscheinungsbild der Enzephalopathie. Die Kuh ist nicht mehr in der Lage zu stehen. Bild: de.wikipedia.org
Erscheinungsbild der Enzephalopathie. Die Kuh ist nicht mehr in der Lage zu stehen. Bild: de.wikipedia.org

Etwa zwei Jahrzehnte nach dem Ausbruch der Rinderseuche BSE will die Europäische Union die strengen Kontrollbestimmungen lockern. Der verpflichtende BSE-Test für Schlachtrinder soll nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" entfallen. Das hat der Ständige Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit in Brüssel mehrheitlich beschlossen.

Begründet wird dies mit dem drastischen Rückgang der gemeldeten BSE-Fälle. Zwar ist die Vorschrift nach SZ-Informationen noch nicht endgültig verabschiedet. Beobachter gehen aber davon aus, das sie bereits Ende März in Kraft treten dürfte. Es bliebe dann den einzelnen EU-Länder überlassen, ob sie an den Tests festhalten.

Die geplante Lockerung der Kontrollen stößt beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf Unverständnis. "Es ist sehr erfreulich, dass seit 2010 keine BSE-Fälle in Deutschland gefunden wurden. Doch das ist kein Anlass, die Tests komplett einzustellen", sagte Agrarexpertin Reinhild Benning der Zeitung. Gefährlich sei das Ende der Tests auch, weil Schlachthöfe hierzulande Rinder aus Nachbarländern zu Fleisch verarbeiten würden, in denen 2012 noch BSE-Tiere gefunden wurden. So registrierten die Behörden in Frankreich und Polen 2012 je drei erkrankte Tiere. In Großbritannien, wo die Seuche am schwersten wütete, wurde zuletzt noch ein Fall bekannt. Das zeigen Daten der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE).

Die Bundesregierung stellt die bestehenden Kontrollen derzeit nicht in Frage. "Deutschland hält vorerst an den geltenden strengen Testvorschriften fest," hieß es am Dienstag auf Anfrage im Berliner Landwirtschaftsministerium. Doch damit ist das letzte Wort möglicherweise noch nicht gesprochen. Denn das Bundesinstitut für Risikobewertung, das dem Ministerium untersteht, hält stichprobenartige Kontrollen künftig für ausreichend.

Der BUND sieht keinen Grund für eine Entwarnung bei der Rinderseuche. "Ohne engmaschige Tests können BSE-Fälle nach der Aufweichung der Futtermittelregeln im Verborgenen bleiben und Fleisch von BSE-Tieren könnte in die Lebensmittelkette gelangen", warnt Agrarexpertin Benning. Diese Sorge ist nicht unberechtigt. Derzeit wird in der Agrarbranche darüber debattiert, tierische Fette und auch Tiermehl für die Verfütterung an Rinder wieder zuzulassen, also genau jene Art von Tiernahrung, die als Auslöser für BSE gilt und verboten wurde.

Der Ausbruch der BSE-Krise brachte Ende des vergangenen Jahrhunderts einen der größten Lebensmittelskandale Europas ins Rollen. Die Tierseuche wütete vor allem in Großbritannien, wo knapp 200.000 Rinder notgeschlachtet wurden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Verzehr von verseuchtem Rindfleisch beim Menschen die tödlich verlaufende Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auslösen kann. Etwa 200 Todesfälle in England und Frankreich wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten BSE zugeschrieben.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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