Klimawaffen: Mythos oder Realität?
Archivmeldung vom 14.08.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWaldbrände in Sibirien, Tornados in der Region Krasnodar, Hochwasser in der Äußeren Mandschurei. In Russland hat man diesen Sommer eine Reihe von Naturkatastrophen erlebt. Der Abgeordnete der russischen Staatsduma, Alexej Schurawljow, vermutet, dass gegen Russland Klimawaffen eingesetzt wurden. Ist es wirklich so, fragt Natalia Pawlowa vom russischen online Magazin "Sputnik"?
Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Klimawaffen bedeuten eine bewusste Wetterbeeinflussung mit dem Ziel, dem Gegner Schaden zuzufügen. Mitte des letzten Jahrhunderts begannen die ersten Experimente mit der Wettermanipulation. Zunächst haben die Menschen gelernt, die Bildung von Wolken und Nebel künstlich herbeizuführen. Ähnliche Studien wurden in vielen Ländern, einschließlich der UdSSR, durchgeführt. Etwas später lernte man künstlichen Niederschlag. 1977 haben die Vereinten Nationen eine Konvention verabschiedet, die verboten hat, Klima als Waffe zu missbrauchen. Sie wurde auf Initiative der UdSSR verabschiedet und die Vereinigten Staaten schlossen sich ihr an.
„Das Thema der Klimawaffen ist sehr kompliziert. Die Frage ist umstritten, unter den Meteorologen gibt es unterschiedliche Meinungen. Das Problem der Entwicklung von Klimawaffen wurde seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts aufgegriffen. In der Sowjetunion wurde ein spezielles Institut gegründet, das sich damit beschäftigt hat. Es gab sogar eine Idee, tropische Zyklone umzuleiten“, sagte die Professorin Darja Guschtschina vom Institut für Wetter- und Klimaforschung der Lomonossow-Universität Moskau im Sputnik-Gespräch.
Wenn man über Klimawaffen spricht, darf man zwei Objekte nicht außer Acht lassen: den amerikanischen Komplex HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) , der sich in Alaska befindet, und das Objekt „Sura“ in Russland bei Nischni Nowgorod – einen multifunktionalen Radiokomplex, der die Ionosphäre untersucht.
Unlängst warf der US-amerikanische Wissenschaftler Scott Stevens Russland vor, Klimawaffen gegen die USA eingesetzt zu haben. Laut Stevens soll die russische Seite mit einer geheimen Installation wie „Sura“, die nach dem Prinzip eines elektromagnetischen Generators arbeitet, den Hurrikan „Katrina“ geschaffen und in die Vereinigten Staaten geschickt haben.
Doch laut der Wissenschaftlerin besitzt der Mensch heute keine Fähigkeiten, die mit den Energiereserven der Natur vergleichbar sind.
„Damit eine tropische Zyklone (ein Tiefdruckgebiet – Anm. d. Red.) in eine bestimmte Richtung zieht, sind bestimmte Bedingungen erforderlich. Eine Zyklone wandert in einer Bewegungsbahn, wo die Wassertemperatur der Ozeanoberfläche 27 Grad Celsius übersteigt. Wenn man den Ozean an einem bestimmten Ort aufwärmt, kann man die Zyklone in die gewünschte Richtung umleiten. Aber um den Ozean wenigstens um die Hälfte eines Grades aufzuwärmen, braucht man einen enormen Energieaufwand, den einige Dutzend Atomkraftwerke gewährleisten könnten. Deswegen verfügen die Menschen nicht über solche Möglichkeiten wie jene, die die Natur in sich birgt.“
Der Abgeordnete der russischen Staatsduma, Alexej Schurawljow, erklärte, dass das Unwetter in Russland vom Einsatz von Klimawaffen verursacht worden sein könnte. Damit begründete der Parlamentarier die Waldbrände in Sibirien und die starken Niederschläge in Moskau.
„Es gibt eine Reihe von Anlagen, in erster Linie den HAARP-Komplex in Alaska, der eine Hochfrequenzstrahlung erzeugt. Niemand weiß, wie das die Ionosphäre beeinflusst. Die USA sind aus dem Klimavertrag und aus dem INF-Vertrag ausgetreten, nun wollen sie auch den START-Vertrag verlassen. Man könnte vermuten, dass die USA ihre Entwicklungen einfach verheimlichen wollen“, kommentierte Alexej Schurawljow gegenüber Sputnik.
Der HAARP-Komplex in Alaska ist nicht einzigartig. Solche Komplexe wurden im letzten Jahrhundert auch in Europa gebaut. Es gibt auch ein Projekt der Europäischen Wissenschaftlichen Vereinigung für das Studium der inkohärenten Strahlungsstreuung (European Incoherent Scatter Scientific Association, EISCAT), das von wissenschaftlichen Institutionen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, skandinavischen und osteuropäischen Ländern, China und Japan durchgeführt wird. Aber gerade HAARP ist der größte Komplex, und die Beteiligung des Militärs an dem Projekt fügt Intrigen hinzu.
Bislang gibt es keine glaubwürdigen Beweise für die Existenz von Klimawaffen. Es gibt aber auch keine Belege, dass es sie nicht gibt. Angeblich laufen die Forschungen und Experimente weiter, aber von der Schaffung wirksamer Waffen ist man noch weit entfernt.
„Das ist ein geschlossenes Thema, es wird in keinen Artikeln oder Lehrbüchern diskutiert. Alles liegt im Bereich der Gerüchte. Die Information ist unbestätigt, sie wird nie zusammen mit wissenschaftlichen Erklärungen veröffentlicht“, merkte Guschtschina an.
Was Waldbrände, Überschwemmungen und Wirbelstürme angehe, so habe es sie auch in der Zeit von Ivan dem Schrecklichen und sogar früher gegeben, sagte die Meteorologin. Die Behauptung, dass eine Überschwemmung und ein Waldbrand in unserem Land nicht gleichzeitig passieren können, sei wissenschaftlich gesehen absolut falsch.
„Eine Zyklone und eine Antizyklone bilden eine Art Welle – eine hohe und eine tiefe. Die Länge dieser Welle, des Hochdruckgebiets, beträgt etwa zweitausend Kilometer, die Länge des Tiefdruckgebiets ist ähnlich bzw. etwas weniger. Wenn das Territorium eines Landes größer als zweitausend Kilometer ist, kann es dort wohl gleichzeitig klares Wetter mit Dürren und Waldbränden sowie Regenfälle mit Überschwemmungen geben.“"
Quelle: Sputnik (Deutschland)