Solidaritäts-Sturm für rumänische Waldschützer: Baumarktriese Hornbach wegen Klage gegen Declic massiv in der Kritik
Archivmeldung vom 09.05.2019
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Freigeschaltet durch André OttSeit gut einer Woche ist auf den Social-Media-Accounts des Baumarktriesen Hornbach nichts mehr wie es war. Die Online-Auftritte der Firma sind mit Tausenden an kritischen Botschaften geflutet worden. Die Kund/innen beschweren sich, dass die Kette über ihre rumänische Tochter eine gerichtliche Klage gegen Declic führt, eine kleine Nichtregierungsorganisation, die versucht, die letzten rumänischen Urwälder zu schützen.
"Wir haben die Menschen aufgerufen, sich mit den Waldschützerinnen und Waldschützern solidarisch zu zeigen. Hornbach soll die Klage zurückziehen", sagt Lynn Gogolin-Grünberg von Campact. "Hornbach gefährdet ausgerechnet im Frühjahr, wo die Menschen in die Gartenmärkte strömen, sein nachhaltiges Image." Hornbach Rumänien hatte beim Zivilgericht Cluj-Napoca Klage gegen Declic eingereicht und u.a. auf angeblich unrichtige Aussagen verwiesen. "Wir können mit Fotos belegen, dass die rumänischen Hornbach-Märkte entgegen eigener Angaben weiter Holz aus nicht-nachhaltiger Forstwirtschaft verkauft haben", sagt Roxana Pencea Bradatan, Kampagnen-Direktorin von Declic. "Unsere Recherchen wurden von einem investigativen Journalisten und einem bekannten rumänischen Kletterer begleitet."
Es geht dabei um Lieferungen der österreichischen Firma Schweighofer. Sie hat im Februar 2017, auch in Folge einer Campact-Kampagne, das Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft verloren (FSC), weil sie Holz aus illegalen Quellen bezogen hat. Dabei sind die letzten europäischen Urwälder in Rumänien akut bedroht. Zurzeit läuft eine Erfassung der einzigartigen Gebiete durch die Regierung. Die Wälder, vor allem in den Karpaten, sind Schatzkammern der Artenvielfalt, wie es sie in Westeuropa seit Jahrhunderten nicht mehr gibt.
Hornbach hatte im Dezember 2016 erklärt, die geschäftlichen Beziehungen zu Schweighofer in Bezug auf zwei wichtige Holzsorten eingestellt zu haben. Das kleine Team der acht Festangestellten von Declic feierte das mit den Unterstützer/innen als Erfolg, musste dann aber durch Hinweise feststellen, dass genau die zwei kritischen Holzsorten von Schweighofer auch 2017 weiter in Hornbach-Regalen in Rumänien zu finden waren. Erst im September 2018 kündige Hornbach nach eigenen Angaben die Geschäftsbeziehungen zu Schweighofer.
Ende April hat Rumänien seine Anti-Korruptionsgesetze gelockert. Und so drohen weiter Bestechung und Misswirtschaft und damit der Verlust der Naturschätze. Um das zu verhindern, braucht es eine starke Zivilgesellschaft mit Organisationen wie Declic. "Declic stellt sich dem Kahlschlag der letzten Urwäldern Rumäniens mutig entgegen. Dass sie nun durch die Hornbach-Klage dabei behindert werden, nehmen wir nicht hin", so Gogolin-Grünberg. "Die Arbeit zum Schutz der Urwälder dort muss weitergehen."
Quelle: Campact e.V. (ots)