Ölkatastrophe erhöht Arsenwerte im Meer
Archivmeldung vom 06.07.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Forscherteam des Imperial College in London hat festgestellt, dass Ölkatastrophen wie jene im Golf von Mexiko langfristig auch die Arsenwerte im Meer anheben. Das bedeutet, dass langfristige Schäden zu befürchten sind, denn die giftige Substanz gelangt damit auch in die Nahrungskette, schreiben die Forscher um Mark Sephton im Fachmagazin "Water Research".
Arsen ist eine giftige Substanz, die in
einigen Mineralen - wie auch im Öl - vorkommt und großen Schaden
anrichten kann. "Erhöhte Arsenwerte im Meerwasser können fatale Folgen
für das Ökosystem haben, da es den Photosyntheseprozess von Meeresalgen
stört und das Vorkommen schädlicher Mutationen bei Pflanzen und Tieren
erhöht", erklärt Sephten im pressetext-Interview. Üblicherweise wirken
die Sedimente am Meeresgrund als Filter. Problematisch wird es
allerdings dann, wenn zu große Mengen des Arsens ins Wasser geraten oder
der Filter versagt.
Arsen aus dem Öl gelöst
"Wir haben entdeckt, dass das austretende Öl Sedimente am Meeresgrund verklumpen läßt. Das ist der Grund, warum das Arsen nicht gebunden wird, sondern als negative Ionen ins Meerwasser gelangt", so Sephton. "Durch das Ausbleiben der Filterwirkung steigt der Arsengehalt im Meerwasser an." Das sei eine ähnliche Situation wie bei der bekannten Arsenverseuchung von Trinkwasser in Bangladesch, meint Sephton.
"Wir
können derzeit nicht genau sagen wie viel Arsen im Golf von Mexiko ist,
weil immer noch Öl austritt", erklärt der Wissenschaftler. "Die große
Gefahr liegt darin, dass sich das Arsen akkumulieren - also sich
anreichern - kann und damit die Werte des Giftes im Wasser erhöht
werden." Die Studie mache deutlich, dass Ölaustritte zu einer toxischen
Zeitbombe werden können, die den Aufbau des gesamten marinen Ökosystems
in der Zukunft stört.
Arsenbindefähigkeit eines Minerals untersucht
Die Studie von Sephton und seinen Kollegen wurde
vor der Ölkatastrophe im Golf an Goethits einem der am häufigsten
vorkommenden Mineralien durchgeführt. Untersucht wurde die
Arsen-Bindefähigkeit des eisenhaltigen Minerals sowohl unter natürlichen
Bedingungen als auch unter Zugabe von Erdöl. "Wir können ableiten, dass
Goethit unter normalen Bedingungen eine wichtige Rolle für die
Anlagerung des Giftes spielt", erklärt der Forscher. War jedoch Öl im
Wasser, wurde dieser Vorgang verhindert.
Umweltschützer warnen vor Tiefseebohrungen
Für Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms ist diese Studie ein deutlicher Beweis dafür, dass man sich die negativen Folgen der Ölkatastrophe sehr genau anschauen muss. "Auch von Ölplattformen gelangt immer wieder Öl ins Meer und richtet dort Schäden an", erklärt Helms im pressetext-Interview. "Es muss alles daran gesetzt werden, die Erdölförderung sehr viel sicherer zu machen." Greenpeace fordert zudem, dass in Zukunft Tiefseebohrungen aufgrund des hohen Risikos eingestellt werden.
Quelle: pressetext.austria Wolfgang Weitlaner