Farbenfrohe Flusskrabben: Neu entdeckt und schon bedroht
Archivmeldung vom 20.03.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtWissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitutes Dresden und der De La Salle-Universität Manila haben im Rahmen des Forschungsprogrammes „AQUA Palawana“ vier neue Arten der farbenfrohen Flusskrabbe Insulamon entdeckt. Doch die Tiere sind durch verschiedene Bergbauvorhaben auf der Insel Palawan massiv bedroht. Die zugehörige Studie wurde kürzlich im Fachjournal „Raffles Bulletin of Zoology“ veröffentlicht.
Die philippinische Insel Palawan ist etwas Besonderes: Zwischen der sundaischen und der philippinischen Region gelegen verbindet sie zwei der weltweit bedeutendsten Biodiversitäts-Hotspots. Diese biogeographische Sonderstellung zeigt sich auch in der Tier- und Pflanzenwelt. Etwa 50 Prozent der auf Palawan lebenden Tierarten werden als endemisch bezeichnet, da sie ausschließlich auf der Insel beheimatet sind.
„In dem von mir geleiteten Forschungsprogramm ‚AQUA Palawana‘ erforschen wir seit über 10 Jahren die Artenvielfalt der Binnengewässer Palawans“, berichtet Dr. Hendrik Freitag von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden. „Unter anderem haben wir die Insulamon-Krabben genauer unter die Lupe genommen und dabei vier neue Arten entdeckt.“
Bei den rötlich-violetten Spezies aus der Krabbengattung Insulamon handelt es sich ausschließlich um Arten, die auf nur einer oder wenigen Insel endemisch sind. Eine Verbreitung über Meeresbarrieren ist den Tieren unmöglich, da sie – durch das Überspringen des Larvenstadiums im Meerwasser – in allen Entwicklungsschritten süßwassergebunden sind. Durch die strikte Abgrenzung von ihren Verwandten entwickelten sich so über Zehntausende von Jahren eigenständige Arten und Gattungen.
„Wir haben nachgewiesen, dass die einzige bisher bekannte Insulamon-Art auf die Palawan nördlich vorgelagerte Calamian-Inselgruppe beschränkt ist. Die vier neu entdeckten Arten leben ausschließlich auf der eigentlichen Insel Palawan und machen diese zu einem einzigartigen Lebensraum“, erklärt Freitag.
Doch die einmalige Vielfalt ist bedroht: Etliche Bergbauvorhaben sollen trotz massiver Proteste aus allen Schichten der Bevölkerung und gegen den Widerstand indigener Stämme durchgeführt werden.
„Je kleiner der verbleibende natürliche Lebensraum ist, desto größer ist die Gefährdung der endemischen Fauna und Flora. Schon geringe Umweltveränderungen können dann zum Aussterben führen. Umso wichtiger ist es, in dieser Region zu forschen und zu zeigen, dass die Biodiversität dieser Inseln einzigartig und schützenswert sind“, meint Freitag und ergänzt: „Als nächstes werden wir deshalb die artenreichen Süßwassergarnelen Palawans untersuchen.“
Als assoziierter Professor an der Ateneo de Manila-Universität bindet Freitag verstärkt einheimische Studenten in die biosystematische Forschung ein, um ein Bewusstsein für den einmaligen Lebensraum zu schaffen.
Am Forschungsvorhaben AQUA Palawana sind neben Senckenberg und dem Phyllodrom Leipzig auch die philippinischen Universitäten Ateneo de Manila University, Western Philippines University, De La Salle University Manila und das Philippinische Nationalmuseum, sowie das Naturhistorische Museum Wien und die National University of Singapore als Kooperationspartner beteiligt.
Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen (idw)