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Auberginen als Schädlingskurier - Nachtfalter nutzen Gemüse als Transportmittel nach Europa

Archivmeldung vom 17.03.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Frisst gern an Auberginen, Eierfrüchten und Co: Falter Leucinodes africenesis.
Quelle: © Franziska Bauer/Senckenberg (idw)
Frisst gern an Auberginen, Eierfrüchten und Co: Falter Leucinodes africenesis. Quelle: © Franziska Bauer/Senckenberg (idw)

Wissenschaftler der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden haben die Nachtfaltergattung Leucinodes in Afrika untersucht. Die Insekten befallen Auberginen, Äthiopische Eierfrüchte, Tomaten und Paprika und richten große ökonomische Schäden an. In der Europäischen Union steht der Falter Leucinodes orobonalis deshalb unter Quarantäne-bestimmungen. Die kürzlich erschienene Studie zeigt, dass diese Falterart nicht in Afrika vorkommt und so auch nicht als Schädling von dort exportiert werden kann. Stattdessen identifizierten die Wissenschaftler drei gänzlich neue Gemüseschädlinge.

Die Raupen fressen unentdeckt im Inneren des Gemüses.
Quelle: © Anastasia Korycinska (idw)
Die Raupen fressen unentdeckt im Inneren des Gemüses. Quelle: © Anastasia Korycinska (idw)

Auberginen gehören zu den zehn häufigsten per Luftfracht nach Deutschland importierten Gemüsearten aus Drittstaaten. Doch nicht immer sind die von außen frisch aussehenden subtropischen Pflanzen auch genießbar. „Häufig reisen in Auberginen die Raupen der Nachtfaltergattung Leucinodes als ‚blinde Passagiere‘ mit“, erzählt Dr. Matthias Nuß von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden. Die Raupen der etwa ein Zentimeter großen Tiere befallen vor der Ernte das Gemüse, wo sie fortwährend fressen und wachsen. Dass die Auberginen Schädlinge beherbergen, fällt erst dann auf, wenn die Falter durch ein Loch in der Fruchtschale ins Freie schlüpfen – häufig nach dem Export in andere Länder. Und nicht nur Auberginen dienen als Futterquelle, auch Äthiopische Eierfrüchte, Tomaten und Paprika stehen auf dem Speiseplan der Raupen. „Um eine Einschleppung der Falterart nach Europa zu verhindern und die hiesigen Tomaten- und Paprikakulturen vor den gefräßigen Raupen zu schützen, unterliegt Leucinodes orbonalis europäischen Quarantäne¬bestimmungen“, ergänzt Nuß.

Bisher ging man davon aus, dass die Art Leucinodes orbonalis auch in Afrika den Gemüseanbau schädigt – die Studie von Nuß und seinen Kollegen aus Großbritannien und Norwegen zeigt aber, dass diese ursprünglich aus Asien stammende Falterart nicht in Afrika beheimatet ist. „Raupen in einer Äthiopischen Eierfrucht, die wir auf einem Markt in Nordangola gekauft haben, haben uns neugierig gemacht und waren der Ausgangspunkt unserer Studie“, berichtet der Dresdner Schmetterlingsforscher und ergänzt: „Wir begaben uns daraufhin auf Spurensuche in den Sammlungen verschiedener europäischer Naturkundemuseen und haben die Raupen mit dortigen Exemplaren verglichen.“

Das Ergebnis: Ein Vorkommen von Leucinodes orbonalis in Afrika konnte nicht bestätigt werden, stattdessen werden vier andere Falterarten der Gattung Leucinodes mit Gemüse nach Europa eingeschleppt. „Drei dieser Arten sind Neuentdeckungen und wurden nun von uns wissenschaftlich beschrieben“, fügt Nuß hinzu. Außerdem konnte das Wissenschaftler-Team mit Methoden der klassischen Taxonomie und DNA-Untersuchungen nachweisen, dass mehrere Falterarten, die bisher zu dieser Verwandtschaftsgruppe zugeordnet wurden, nicht zur Gattung Leucinodes gehören.

Die umfangreiche Spurensuche – insgesamt wurden 15 Sammlungen untersucht und mehrere Proben aus Quarantänestätten in Großbritannien genommen – erlaubte es den Wissenschaftlern erstmals eine Karte über das Vorkommen des Landwirtschaftsschädlings zu erstellen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Quarantäne- und Einfuhrbestimmungen für Leucinodes überprüft werden müssen, um einen echten Schutz für den europäischen Gemüseanbau gewährleisten zu können. Und auch die Vorkommen in Asien gehören auf den wissenschaftlichen Prüfstand“, rät Nuß.

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen (idw)

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