CO2-Bombe Amazonas-Urwald muss endlich entschärft werden
Archivmeldung vom 10.03.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlAm Montag wird Bundespräsident Horst Köhler den größten Regenwald der Erde besuchen. Greenpeace fordert den obersten Repräsentanten auf, sich für den Schutz Amazoniens und der Urwaldgebiete verstärkt einzusetzen. Die Urwaldzerstörung trägt mit bis zu 25 Prozent zu weltweiten Klimaerwärmung bei.
Deutschland hat
über die Nachfrage nach Soja für die Fleischproduktion, nach Holz und
zunehmend nach Biosprit den Druck auf den Amazonas-Urwald erheblich
verschärft. Der Bundespräsident soll sich nun dafür einsetzen, dass
der Erhalt der Urwälder in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
völlig neu ausgerichtet wird. Köhler wird Vertreter von Greenpeace
Brasilien treffen.
Amazonien ist nicht nur der mit weitem Abstand artenreichste Lebensraum der Erde. Er ist auch die Heimat vieler indigener Völker, die durch die zunehmende Zerstörung ihrer Heimat beraubt werden. Der Urwald bindet enorme Mengen an Kohlendioxid, bis zu 50mal mehr als landwirtschaftliche Flächen. Werden die Bäume abgeholzt, geht diese Funktion verloren. Werden die Bäume verbrannt, wird zusätzlich CO2 frei. "Verschwindet der Urwald weiterhin in dieser Geschwindigkeit, ist der Klimakollaps vorprogrammiert und damit das Überleben aller Lebewesen fraglich," sagt Thomas Henningsen, Leiter der Greenpeace-Kampagne zur Rettung Amazoniens, der gerade von einer Expedition in die Region zurück gekommen ist. "Der Urwald des Amazonas ist eine CO2-Bombe. Sie muss dringend entschärft werden".
In Brasilien wurden in den vergangenen Jahren jährlich über 20.000
Quadratkilometer Urwald (ein Fünftel des deutschen Waldes jährlich)
abgeholzt und vor allem in Soja-Äcker oder Viehweiden umgewandelt.
Allein in Brasilien trägt die Entwaldung zu zwei Drittel der
nationalen CO2-Emissionen bei. Damit liegt Brasilien dicht hinter
Indonesien. Die Urwaldabholzung des Inselstaates macht sogar drei
Viertel der nationalen CO2-Emissionen aus. Die FAO schätzt, dass der
Gehalt an Kohlenstoff, der in Wäldern gespeichert ist, einer Menge
CO2 entspricht, die innerhalb der nächsten 45 Jahre durch die
Verbrennung fossiler Energieträger und der Zementproduktion in die
Atmosphäre geblasen wird. Damit kommt dem Urwaldschutz eine
wesentliche Rolle in der Rettung des Weltklimas zu.
Deutschland kann über die EU- sowie die G8-Präsidentschaft jetzt
die Weichen für eine künftig neu ausgerichtete Urwaldschutzpolitik
stellen. Für Mai 2008 hat Deutschland zum UN-Weltgipfel zu Urwald-
und Meeresschutz nach Bonn eingeladen. "Der Bundespräsident sollte
durch seine Reise Bundeskanzlerin Merkel deutlich machen, dass es
nicht um kleinere Änderungen der deutschen Entwicklungspolitik beim
Urwaldschutz geht", sagt Henningsen. "Wenn wir weiter auf diesem
Planeten leben wollen, sollten die G8-Regierungen gemeinsam mit
Ländern wie Brasilien die Urwaldgebiete schnellstmöglich schützen.
Dazu gehört eine ökologisch-soziale Ausrichtung der Handelspolitik
und ein milliardenschwerer Urwaldschutz-Fond". Greenpeace hat 2006
durch seine Kampagne ein vorläufiges Ende der neuen Entwaldungen für
Soja-Felder in Amazonien bewirkt.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.