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Singvögel erkennen Verwandte am Geruch

Archivmeldung vom 05.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
"Ich kann Dich gut riechen, Bruder!": Bielefelder Verhaltensforscher haben das jetzt nachgewiesen.
Quelle: Foto: Universität Bielefeld (idw)
"Ich kann Dich gut riechen, Bruder!": Bielefelder Verhaltensforscher haben das jetzt nachgewiesen. Quelle: Foto: Universität Bielefeld (idw)

Die Verhaltensforscher Dr. Tobias Krause und Dr. Barbara Caspers von der Universität Bielefeld haben herausgefunden, dass Singvögel ihren Geruchssinn für soziale Kommunikation benutzen und so Verwandte von Nicht-Verwandten unterscheiden können. Die Studie der Wissenschaftler erschien am 4. Januar 2012 in der Online-Version der Zeitschrift "Biology Letters", herausgegeben von der renommierten britischen Royal Society. Erst vor kurzem hatten die beiden Biologen bewiesen, dass Singvögel – anders als in Lehrbüchern zuvor behauptet – riechen können.

Barbara Caspers und Tobias Krause forschen zu der Frage, wie Singvögel ihren Geruchssinn einsetzen.
Quelle: Foto: Universität Bielefeld (idw)
Barbara Caspers und Tobias Krause forschen zu der Frage, wie Singvögel ihren Geruchssinn einsetzen. Quelle: Foto: Universität Bielefeld (idw)

Tiere sind darauf angewiesen, dass sie ihre Verwandten unterscheiden können: sei es, damit sie sich gegenseitig bei Nahrungssuche und Nestbau helfen, oder sei es, damit sie Inzucht vermeiden und so keine Nachkommen mit Missbildungen bekommen. Die Forschung ging bisher zwar davon aus, dass Singvögel ihre Verwandten unterscheiden können – es war aber unklar, wie sie das machen.

Um zu klären, ob Singvögel Verwandte "erriechen" können, haben die Bielefelder Verhaltensforscher mit Experimenten gearbeitet. In einem Experiment haben sie Zebrafinken wenige Tage nach dem Schlüpfen in ein Nest mit nicht-verwandten anderen Küken gesetzt und darin aufwachsen lassen. Etwa drei Wochen später setzten sie diese „Pflegekinder“ vor zwei verschiedene Nistplätze. Das eine Nest enthielt Material (Kokosfasern und Kot) von dem Nest, in dem das jeweilige Küken geschlüpft ist. Es roch also nach der alten Heimstatt des Kükens. Das andere Nest war mit Material markiert, in dem das Küken zusammen mit Nicht-Verwandten aufgezogen wurde. Das Ergebnis: Die Test-Küken verbrachten deutlich mehr Zeit in der Nähe des Nistplatzes, der nach ihren Eltern und Geschwistern roch.

In einem anderen Experiment fanden die Forscher heraus, dass Küken ein Heim-Nest mit bekanntem Geruch dann umso stärker bevorzugten, je mehr Geschwister darin gelebt haben. "Beide Experimente zeigen deutlich, dass Zebrafinken in der Lage sind, den Geruch von Verwandten zu erkennen", sagt Professor Dr. Oliver Krüger von der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld.

Den Forschern zufolge lassen sich die Ergebnisse auch auf andere Singvögel übertragen. Krause: "Da Zebrafinken als Vertreter der Singvögel ihre Verwandten am Geruch erkennen können, ist auch davon auszugehen, dass andere Singvögel über gleiche oder ähnliche Fähigkeiten zur Verwandtenerkennung verfügen." Außerdem sei aus anderen Studien bekannt, dass in anderen Singvogelarten die genetischen Grundlagen für die Wahrnehmung von Gerüchen ebenfalls vorhanden sind.

Im September 2010 hatten Krause und Caspers mit Experimenten die Grundlage für die neue Versuchsreihe geschaffen. Sie hatten gezeigt, dass Singvögel einen Geruchssinn haben. Die gängige Lehrmeinung behauptete bis dahin, dass ihre "Nasenlöcher" im Schnabel keine besondere Funktion hätten. Die Bielefelder Forscher fanden heraus, dass die Zebrafinken ihr Riechorgan einsetzen, um in ihren Brutkolonien zurück zum eigenen Nistplatz zu finden. Das hilft vor allem Jungtieren, weil diese bei ihren ersten Ausflügen noch das Wissen darüber fehlt, wie die Brutkolonie aufgebaut ist und wo darin sein eigenes Nest zu finden ist. Sie können sich also optisch nicht orientieren. Mit ihren Experimenten bewiesen die beiden Biologen, dass Zebrafinken Nistplätze bevorzugen, die nach ihrem gewohnten Nest riechen.

Quelle: Universität Bielefeld (idw)

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