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Deutsche Wissenschaftler finden neue Trauermückenart mitten in Bonn

Archivmeldung vom 01.04.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.04.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Die neu entdeckte Art Ctenosiara alexanderkoenigi HELLER & RULIK, 2016. : Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig / GBOL. Quelle: Foto: Björn Rulik (idw)
Die neu entdeckte Art Ctenosiara alexanderkoenigi HELLER & RULIK, 2016. : Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig / GBOL. Quelle: Foto: Björn Rulik (idw)

Björn Rulik (taxonomischer Koordinator des Projektes German Barcode Of Life (GBOL) am Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Bonn) und Kai Heller (Citizen Scientist im Projekt GBOL, Quickborn) beschreiben in der jetzt erschienenen Ausgabe der renommierten Zeitschrift Biodiversity Data Journal eine neue Trauermückenart. Das Tier wurde überraschend im Museumsgarten mithilfe einer automatisierten Malaise-Falle zur schnellen und effizienten Erfassung der Biodiversität im Rahmen der Arbeiten zum GBOL-Projekt entdeckt.

Die neue, mit ihrer kontrastreichen Färbung auffallend hübsche Art unterscheidet sich signifikant sowohl von den drei anderen, bisher bekannten europäischen Arten der Gattung als auch von zahlreichen außereuropäischen Arten. Die Unterschiede betreffen sowohl die äußeren Merkmale als auch den mit modernen molekularen Methoden erfassten DNA-Barcode. Zu Ehren und im Gedenken an den Gründer des Museums erhielt die neue Art den Namen Ctenosiara alexanderkoenigi.

„Wir waren über den Fund dann doch ziemlich verblüfft“ freuen sich Rulik und Heller über die Entdeckung. Beide arbeiten für das ehrgeizige Projekt GBOL zur Schaffung einer nationalen genetischen „Nationalbibliothek“ aller Tiere, Pflanzen und Pilze in Deutschland. Dieses Projekt wird im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) koordiniert.

Der Museumspark liegt mitten in Bonn und die Artenvielfalt ist hier gut untersucht. Zwar können auch in Europa noch neue Insektenarten gefunden werden, in der Regel passiert dies aber in Gegenden, die noch relativ unerforscht sind, und / oder in Regionen der Hotspots der Biodiversität (wie zum Beispiel den Pyrenäen).

„Hier zeigt sich schon der erste Erfolg einer solch effizienten Maschine“ erläutert Prof. Dr. Wägele (Direktor des ZFMKs) eine Idee zu einer Weiterentwicklung des oben genannten Biodiversitätserfassungsautomaten. Das Wissen zum Schutz und Nutzen der Biodiversität benötigt mehr und vor allem auch in kürzerer Zeit erfasste Daten. Mit den derzeit üblichen Methoden können die Wissenschaftler nicht schnell genug den Bedarf an Fakten erbringen, die heute erforderlich sind, um im Sinne eines guten und begründeten Naturschutzes zu agieren. Unter Ausnutzung der technischen Voraussetzungen der automatisierten Malaisefalle sollen „Wetterstationen“ zur Erfassung der Biodiversität entwickelt werden, die kontinuierlich abrufbare Daten liefern. Als weitere Erkennungsmerkmale sollen auch Tierstimmen und -silhouetten dienen.

„Es besteht noch viel Forschungsbedarf, denn noch wissen wir nicht sicher, ob die Art mit Pflanzen oder Erde aus der südlichen Hemisphäre hierher eingeschleppt wurde“ erläutert Rulik. Doch wäre die Art schon länger in Deutschland zuhause, wäre sie ziemlich sicher schon bekannt. „Noch ist auch völlig unklar, ob die Population dauerhaft in Deutschland vorkommen kann“ ergänzt Heller, der ein umfassendes taxonomisches Wissen mitbringt aber nicht mit einer biologischen Disziplin sein Geld verdient. Das moderne Wort für diese gesellschaftlich wichtige wissenschaftliche Kooperation zwischen Rulik und Heller ist Citizen Scientist. Im Projekt GBOL arbeiten inzwischen über 200 Kenner mit entsprechender Expertise.

Quelle: Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (idw)

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