Libellen: Neuer Hotspot der Artenvielfalt in Afrika
Archivmeldung vom 21.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTU Braunschweig: Wissenschaftler haben die räumliche Verteilung der Biodiversität aller 700 Libellenarten Afrikas und ihre Gefährdung untersucht. Dabei wurde die Artenzahl in allen (mehr als 7000) Flusseinzugsgebieten ermittelt. Es ist damit die weltweit erste komplette Erfassung der Biodiversität einer Insektengruppe für einen gesamten Kontinent. Die Ergebnisse können für Naturschutz- und Planungszwecke genutzt werden.
Unter der Projektleitung von Dr. Viola Clausnitzer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Görlitz, war das Team von Prof. Dr. Frank Suhling vom Institut für Geoökologie der Technischen Universität Braunschweig an dem internationalen Verbundprojekt entscheidend beteiligt. Es lieferte unter anderem die Analyse der Daten im Geografischen Informationssystem.
Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist die Erkenntnis, dass die höchste Artenzahl nicht im tropischen Regenwald zu finden ist, sondern eher in seinen Randbereichen. Ein bisher unerkannter Hotspot der Artendiversität, wo fast die Hälfte aller afrikanischen Libellenarten zu finden ist, liegt auf der Wasserscheide zwischen dem Kongo und dem Sambesi Fluss, in einem Gebiet, dass von ausgedehnten Mooren und Sümpfen dominiert wird.
„Ein positives Ergebnis der Studie ist, dass von allen afrikanischen Libellen aktuell nur neun Prozent der Arten gefährdet sind“, erklärt Prof. Frank Suhling. „Regional können aber Unterschiede auftauchen. Besonders viele gefährdete Arten leben zum Beispiel am Kap der Guten Hoffnung, in den Küstenwäldern und Gebirgsregionen Ostafrikas und dem Hochland Äthiopiens.“
Die Gefährdung ist, so Suhling, insbesondere dort hoch, wo der Druck auf Süßwasserressourcen hoch ist. Denn Libellen sind in ihrer Entwicklung an Wasser gebunden. Sie sind daher auch eine gute Indikatorgruppe für den Qualitätszustand von Gewässern. Zurzeit hat die Projektgruppe ein auf Libellen basierendes Indikatorsystem in Entwicklung und Erprobung, das in Zukunft für ganz Afrika angewendet werden soll.
Durchgeführt wurde die Studie im Verbund mit Wissenschaftlern aus Algerien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Südafrika. Auftraggeberin ist die IUCN (International Union for Conservation of Nature, http://www.iucn.org/). Das Forschungsprojekt wurde im April in der Fachzeitschrift der Ecological Society of America, Frontiers in Ecology and the Environment, publiziert.
Quelle: Technische Universität Braunschweig (idw)