Kautschuk: Niedrige Preise treiben Produzenten in die Armut
Archivmeldung vom 22.10.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNiedrige Weltmarktpreise treiben die Erzeuger von natürlichem Kautschuk in die Armut und schwerwiegende Verstöße gegen Arbeitsrechte sind verbreitet. Das ist das erschreckende Ergebnis einer Studie von Aidenvironment. In der Studie werden unzureichende Sicherheitsstandards, der Einsatz giftiger Chemikalien, Diskriminierung, eine dauerhafte Überschreitung von Höchstarbeitszeiten und Kinderarbeit in der Kautschukindustrie beschrieben. Einen Ausweg sehen die Autoren im fairen Handel.
Die Weltmarktpreise für natürlichen Kautschuk schwanken stark, seit Jahren sinken sie drastisch. Viele Kleinbauern und Plantagen können gegenwärtig durch den Verkauf natürlichen Kautschuks nicht einmal ihre Produktionskosten decken. Dadurch werden Kleinbauern in Armut gedrängt und es wird für Produzenten sehr schwierig gute Arbeitsbedingungen zu bieten. Unter den vorliegenden schlechten Marktbedingungen roden einige Plantagen Kautschukbäume und pflanzen stattdessen z.B. Ölpalmen, die schnellere und höhere Erträge versprechen. Aus ökologischer Sicht sind Kautschukbäume allerdings deutlich nachhaltiger, weil sie besonders viel Kohlendioxid binden. Um mit den sozialen und ökologischen Problemen in der Kautschukindustrie umzugehen, unterstreicht der Bericht die Bedeutung von fairen Handelsbedingungen.
Als eine Lösung für die zentralen Nachhaltigkeitsprobleme im Kautschuksektor nennt der Bericht die Fair-Trade-Organisation Fair Rubber e.V. Dieser verbindet hohe soziale und ökologische Standards mit fairen Handelsbedingungen. Zum einen sind alle Lieferantenpartner vom Fair Rubber e.V. FSC-zertifiziert und müssen so die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards sicherstellen. Zum anderen erhalten die Produzentenpartner in Südindien und Sri Lanka eine Fair-Trade-Prämie. Mit dieser werden Projekte finanziert, die die Arbeits- und Lebensbedingungen verbessern, wie etwa durch den Bau eines Trainingszentrums und Bildungsstipendien, Trinkwasserversorgung oder eine (für Gummiplantagen) einmaligen Rentenzusatzversicherung, wobei die Betroffenen selbst entschieden haben bzw. entscheiden, welches Projekt für sie am dringlichsten ist.
"Ich habe reihenweise Kleinbauern getroffen, die mit dem Gummizapfen aufhören, weil es sich nicht mehr lohnt" berichtet Martin Kunz, Geschäftsführer von Fair Rubber e.V. Er war in den letzten Wochen in Sri Lanka. "Plantagen dagegen können nur noch überleben, wenn sie die Latexmilch auch weiterverarbeiten und so zusätzliche Einnahmen erzielen können. Die aktuellen Preise für Gummi sind eine Katastrophe für alle, die Kautschuk anbauen."
Natürlicher Kautschuk wird zur Herstellung von Produkten wie Reifen (75 Prozent der globalen Nachfrage gehen in den Automobilsektor), Handschuhen, Matratzen, Sohlen und Kondomen genutzt. In den vergangenen Jahrzehnten hat die globale Nachfrage nach natürlichem Kautschuk zu einer stetigen Expansion von Plantagen und kleinbäuerlichen Pflanzungen geführt. Mehr als 90 Prozent der Anbaufläche und rund 80 Prozent der globalen Produktion von Kautschuk befindet sich in Asien. Die größten Kautschukkonsumenten sind China, die EU, die USA, Indien und Japan.
Quelle: FAIR RUBBER e.V. (ots)