Lärm bedroht Nordseewale
Archivmeldung vom 10.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Nordsee wird immer lauter. Die Dauerbelastung durch den boomenden Schiffsverkehr nimmt ebenso zu wie extreme Lärmereignisse. Explosionen, der Bau von Windparks und Ölplattformen, die Suche nach Öl- und Gasvorkommen mit Luftkanonen sowie Sand- und Kiesbaggerungen sorgen immer wieder für enormen Krach unter Wasser.
Der zunehmende Lärm bedroht die streng geschützten Schweinswale. Dies ist das
Ergebnis einer neuen WWF-Studie. „Die Weltmeere werden immer lauter.
Diese bedenkliche Entwicklung zeigt sich besonders in
der vom Menschen stark beanspruchten Nordsee“, so WWF-Meeresexperte Uwe
Johannsen.
Große Öltanker sind unter Wasser lauter als Düsenflugzeuge.
Zudem breitet sich Schall unter Wasser schneller und weiter aus als an Land.
„Auf der südlichen Nordsee verlaufen einige der am stärksten befahrenen
Schifffahrtsrouten der Welt. Die Unterwasser-Lautstärke an diesen
Meeresautobahnen ist etwa so, als sitze man im Freien neben der Startbahn eines
Flughafens“, erläutert der WWF-Experte. Schweinswale reagieren besonders
empfindlich, weil sie sich wie Fledermäuse mit ihrem Gehör orientieren und ihre
Beute durch Echoortung aufspüren. Bei längerem Aufenthalt in der Nähe von
Schifffahrtswegen drohen den Tieren Hörschäden. Sprengungen können ihr Gehör
noch in mehreren Kilometern Entfernung verletzen. Selbst bei größeren Abständen
zur Schallquelle drohen empfindliche Störungen bis hin zur dauerhaften
Vertreibung der Wale. Auf Druckluft- und Wasserkanonen reagieren die
Meeressäuger noch in 70 Kilometer Entfernung, so die WWF-Studie.
Zum Schutz von Schweinswalen, aber auch von Seehunden und Kegelrobben fordert der WWF die Eindämmung des Unterwasserlärms in den wichtigsten Lebensräumen der Meeressäuger. „In der deutschen Nordsee sind die wichtigsten Lebensräume schon lange als EU-Schutzgebiete gemeldet. Aber bislang sind es reine Papiertiger, der Lärm hält unvermindert an“, erläutert Johannsen. Druckluftkanonen, Sand- und Kiesabbau, Ölbohrungen, militärische Übungen und laute Sportboote haben nach Ansicht des WWF in den Schutzzonen nichts zu suchen. Schifffahrtswege müssten möglichst außerhalb der besonders empfindlichen Gebiete gebündelt werden. Weiterhin sollten um die Schutzgebiete Pufferzonen mit Lärmschutz-Auflagen eingerichtet werden.
In der gesamten Nordsee leben schätzungsweise 340.000 Schweinswale, davon bis zu 50.000 Tiere in der deutschen Nordsee. Neben Lärm gefährdet vor allem auch die Stellnetzfischerei die Kleinwale.
Quelle: Pressemitteilung WWF