NABU: Kreuzfahrtreederei tauft in Hamburg einen Luftverpester
Archivmeldung vom 20.07.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtMit einer groß inszenierten Taufe feiert die Reederei Celebrity Cruises am morgigen Donnerstag in Hamburg ein weiteres Kreuzfahrtschiff, das von nun an mit giftigem Schweröl auf den Weltmeeren unterwegs ist. „Das sogenannte ‚Traumschiff‘ verfügt weder über einen Rußpartikelfilter noch eine Entschwefelungsanlage. Aus Umweltschutzsicht ist das ein Albtraum“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die ‚Celebrity Silhouett‘, die mit 315 Metern Länge zu den größten Ozeanriesen gehört, stößt auf ihrer über 5000 Kilometer langen Jungfernfahrt so viel Ruß aus wie 270.000 Autos, so viel Stickoxide wie 4.700.000 Millionen Autos und sogar so viel Schwefeloxide wie sämtliche Autos in Europa zusammen.
Derzeit fahren die Schiffe auf hoher See mit durchschnittlich 2,5 Prozent Schwefelanteil. Zum Vergleich: Der Diesel für Pkw und Lkw darf nur 0,001 Prozent Schwefel enthalten und ist damit praktisch schwefelfrei. Die Abgase der Kreuzfahrtschiffe sowie der Hochseeschiffe allgemein stellen eine enorme Belastung für das Weltklima und die Gesundheit der Menschen in den Hafenstädten und entlang der Küstenregionen dar. Der NABU fordert die Kreuzfahrtreedereien auf, eine Vorreiterrolle einzunehmen und als Sofortmaßnahme bei allen Schiffsreisen nur noch Schiffsdiesel mit einem Schwefelgehalt von 0,5 Prozent einzusetzen.
„Keine der Kreuzfahrtreedereien stellt sich bisher angemessen ihrer Verantwortung im Bereich Luftreinhaltung und tut etwas, das über die unzureichenden gesetzlichen Vorgaben der International Maritimen Organisation (IMO) hinausgeht, um die enormen Luftschadstoffe aus den Schornsteinen der Ozeanriesen zu reduzieren“, sagt NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Zudem erwartet er deutlich mehr Engagement von den Hafenstädten, die bisher nicht den Eindruck machen, dass sie das Problem ernsthaft anpacken. So hat Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch die Installation von Landstromanschlüssen für die Liegezeit im Hafen erst kürzlich auf den St. Nimmerleinstag verschoben.
„Jede Schiffstaufe wird von den Hafenstädten groß in Szene gesetzt. Hinzu kommen unzählige Veranstaltungen wie die Cruise Days und der Hafengeburtstag, bei dem Kreuzfahrtschiffe mitten in den Städten hofiert werden. Die Auswirkungen auf die Gesundheit der Anwohner und die Umwelt sollen hingegen unbemerkt bleiben“, so Oeliger.
Quelle: NABU - Naturschutzbund Deutschland