Plastikmüll könnte Kerosin von morgen werden
Archivmeldung vom 05.06.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittForscher der Washington State University haben ausgediente Plastikflaschen und anderen Kunststoffmüll in Reiskorn große Teilchen zerkleinert und in einem speziellen Verfahren in Flugzeug-Sprit verwandelt. Gemeinsam mit Aktivkohle schütteten sie das Granulat in einen Röhrenreaktor und heizten es auf 430 bis 571 Grad Celsius auf. Die Aktivkohle fungiert als Katalysator, der das Zerbrechen des Kunststoffs in seine Bestandteile beschleunigt.
Katalysator wird nicht müde
"Es ist schwierig, die Bindungen zwischen den Kunststoffmolekülen aufzubrechen. Man benötigt dazu einen Katalysator", so Projektleiter Hanwu Lei. Vor allem der im Plastik enthaltene Wasserstoff hat es ihm angetan, denn er ist ein wichtiger Bestandteil auch von Treibstoffen. Wenn der Katalysator seine Aufgabe erfüllt hat, wird er von dem produzierten Treibstoff abgetrennt und erneut verwendet. Er hilft, den Prozess zu beschleunigen, ohne selbst verbraucht zu werden.
Lei und sein Team haben das Verfahren bei unterschiedlichen Temperaturen getestet. Die beste Ausbeute bestand aus 85 Prozent Kerosin und 15 Prozent Diesel. "Wir können 100 Prozent des Energieinhalts von Plastikmüll zurückgewinnen", sagt Lei. Der so gewonnene Treibstoff habe eine gute Qualität, und auch die Gase, die nebenbei entstehen, ließen sich nutzen, etwa als Brennstoff in einem Gaskraftwerk.
Farmer machen eigenen Sprit
Laut Lei ließe sich der Reaktor, in dem der Umwandlungsprozess stattfindet, problemlos vergrößern. Farmer könnten sich beispielsweise eine solche Anlage zulegen, um aus Kunststoffabfällen Treibstoff für ihre Landmaschinen herzustellen. Diese schlucken das Gemisch aus Kerosin und Diesel. Das wäre eine wirtschaftliche Nutzung des Abfalls. Allein in den USA landeten im Jahr 2015 rund 26 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle in Deponien. Diese könnten sinnvoller verwendet werden, meint Lei - zumal es immer schwieriger werde, den Müll zu exportieren, weil die bisherigen Abnehmerländer solche Importe aus Umweltschutzgründen immer häufiger ablehnten. Auch ließe sich das Müllproblem in den Weltmeeren entschärfen.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Kempkens