25 Jahre Nationalpark Wattenmeer: Große Erfolge, aber auch Sorgen
Archivmeldung vom 06.05.2011
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtAnlässlich des 25jährigen Geburtstags des Nationalparks Wattenmeer in Niedersachsen bekennt sich der WWF klar zum Nationalpark und begrüßt dessen Erfolge. Zu diesen zählen der bessere Schutz der Salzwiesen, das weitgehende Verbot der Jagd auf rastende Wasservögel oder die Bestandserholung von Seehunden und Kegelrobben. Als einen großen Erfolg nach langjährigen Diskussionen wertet der WWF auch die inzwischen sehr breite Zustimmung der Öffentlichkeit für den Nationalpark und dessen Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe, die 2009 gemeinsam mit dem schleswig-holsteinischen und dem niederländischen Wattenmeer erreicht wurde.
„Der Nationalpark Wattenmeer in Niedersachsen ist ein Highlight für
Deutschland, auf das wir stolz sein können. Die Anerkennung als
Weltnaturerbe kurz vor dem 25jährigen Jubiläum - zusammen mit dem
Wattenmeer in den Niederlanden und in Schleswig-Holstein - hat dem noch
eine Krone aufgesetzt und stimmt wirklich optimistisch für die Zukunft,“
sagt Hans-Ulrich Rösner, Wattenmeerexperte beim WWF.
Der WWF warnt angesichts zahlreicher Probleme zugleich aber vor einem
Glaubwürdigkeitsproblem des Nationalparks. Die Industrialisierung sei
zur großen Gefahr geworden. Kohlekraftwerke in Wilhelmshaven und in
Eemshaven, ausgeweitete Hafenbauten und Vertiefungen in den
Flussmündungen von Elbe, Weser und Ems sowie aufwändige Kabelbauten zu
den Offshore Windparks würden auch zur Belastung für das Wattenmeer.
„Wenn für die Kabel schon der Nationalpark in Anspruch genommen wird,
dann muss dies gebündelt und durch so wenige Kabel wie möglich erfolgen.
Es geht nicht, dass jeder Windpark hier seine eigene Kabeltrasse
bekommt,“ fordert Rösner. „Auch besteht immer noch die Gefahr, dass
Energiekonzerne im Nationalpark nach Öl suchen oder Kohlendioxid
ablagern wollen.“
Auch die Fischerei ist nach Einschätzung des WWF noch nicht ausreichend
naturverträglich. Die Krabbenfischerei müsse sich stärker auf die
Bereiche seeseitig der Inseln verlegen statt im eigentlichen Wattenmeer
zu fischen, wo auch die Unterwasserwelt geschützt werden muss und zuviel
Beifang anfällt. Die Muschelfischerei müsse die im trockenfallenden
Watt liegenden Muschelbänke schonen und Importe von Miesmuscheln aus
anderen Ländern, mit denen weitere gebietsfremde und invasive Arten ins
Watt eingeschleppt werden können, unterlassen.
Urlaub an der Nordseeküste ist wunderschön und Millionen von Deutschen
nehmen dieses Angebot wahr. Aber der Tourismus nimmt immer auch den
Nationalpark in Anspruch und könne an der falschen Stelle zur Belastung
für die Natur werden. Der WWF fordert daher das Land Niedersachsen auf,
mit mehr Rangern für eine bessere Betreuung des Nationalparks zu sorgen.
„Gerade mal sechs Ranger in der Nationalparkwacht für dieses große
Gebiet, da darf man sich nicht wundern, wenn große Teile des
Nationalparks völlig unbeobachtet bleiben und sich vor Ort niemand um
den Schutz kümmert,“ so Rösner. Auch die starke Austrocknung vieler
Dünengebiete auf den Inseln rühre vom touristischen Wasserverbrauch her.
„Hier müssen Lösungen gefunden werden, sonst ist die Artenvielfalt
dieser Gebiete nicht zu erhalten.“
Die größte Gefahr für den Nationalpark Wattenmeer liegt aus Sicht der Umweltschutzorganisation langfristig im Anstieg des Meeresspiegels, der durch den Klimawandel stark beschleunigt wird. Damit Watt, Salzwiesen, Strände und Dünen nicht irgendwann verschwinden, seien neben besserem Klimaschutz auch rechtzeitige Anpassungsmaßnahmen vonnöten. Der WWF fordert, dass Naturschutz und Küstenschutz gemeinsam in Pilotprojekten solche Maßnahmen und Techniken suchen, mit denen in der Zukunft neben der Sicherheit für die Menschen auch die Erhaltung der einmaligen Naturlandschaft Wattenmeer gewährleistet werden kann.
Quelle: WWF - World Wide Fund For Nature