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Umweltbundesamt und Sachverständigenrat für Umweltfragen kritisieren Flächenverbrauch

Archivmeldung vom 04.09.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.09.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Rodungsarbeiten für die neue Landebahn Nordwest. Bild: Fraport AG
Rodungsarbeiten für die neue Landebahn Nordwest. Bild: Fraport AG

Das Umweltbundesamt und der Sachverständigenrat für Umweltfragen kritisieren die Bundesregierung wegen des hohen Flächenverbrauchs in Deutschland. Darüber berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz". "Man kann ganz klar sagen, dass das Thema Boden von der Bundesregierung momentan stark vernachlässigt wird", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen, Prof. Manfred Niekisch, im Interview mit "Report Mainz". "Die Bundesregierung setzt im Moment Anreize, die den Flächenverbrauch fördern.

Sie muss wieder mehr Bodenbewusstsein entfalten und den Boden als nicht vermehrbare Ressource schützen", erklärte Gertrude Penn-Bressel, Fachgebietsleiterin Nachhaltige Entwicklung im Umweltbundesamt.

Hintergrund der Kritik ist der hohe Flächenverbrauch in Deutschland und die damit einhergehende Versiegelung von Boden. Nach den aktuellsten vorliegenden Zahlen gehen in der Bundesrepublik jeden Tag 61 Hektar Boden für Siedlungs- und Verkehrsflächen verloren, das entspricht der Fläche von rund 85 Fußballfeldern. Spitzenreiter unter den Bundesländern beim Flächenverbrauch ist Bayern mit rund 12 Hektar täglich, gefolgt von Niedersachsen mit rund 10 Hektar und Nordrhein-Westfahlen mit rund 9 Hektar Flächenverbrauch am Tag. Experten gehen davon aus, dass rund die Hälfte der verbrauchten Fläche versiegelt wird, also unter Beton verschwindet.

Prof. Manfred Niekisch: "Das ist ein viel zu hoher Verbrauch. Der Boden ist nicht vermehrbar, er ist endlich. 61 Hektar jeden Tag sind sehr viel. Das ist eigentlich katastrophal. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat schon vor 40 Jahren darauf hingewiesen, welche Folgen Flächenversiegelung und Bodenverbrauch haben, und da hat sich viel zu wenig getan. Die Bundesregierung muss dringend handeln, um dem Flächenverbrauch Einhalt zu gebieten." Die Flächenversiegelung bringe zahlreiche ökologische Probleme mit sich, unter anderem für die biologische Vielfalt, und verschärfe die Folgen von Starkregenereignissen. Gertrude Penn-Bressel vom Umweltbundesamt erklärte: "Der Flächenverbrauch ist zu hoch. Es kann nicht sein, dass wir pro Kopf immer mehr Fläche verbrauchen."

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, den Flächenverbrauch bis 2030 auf weniger als 30 Hektar pro Tag zu reduzieren. Ursprünglich sollte das Ziel 30 Hektar täglich bereits bis 2020 erreicht sein. Auf Nachfrage von "Report Mainz" schreibt das Bundesumweltministerium, der Flächenverbrauch in Deutschland sei noch immer deutlich zu hoch: "Es sind zusätzliche Anstrengungen erforderlich. Dabei sind Bund, Länder und Kommunen gleichermaßen gefordert. Die Träger der Raumordnung und Landesentwicklungsplanung sind gehalten, Obergrenzen für einen weiteren Flächenverbrauch festzulegen und diese Festsetzung in nachfolgende Abwägungsentscheidungen einzubeziehen."

"Das Thema Boden ist ein sehr schwieriges. Da sind so viele zuständig, dass sich keiner richtig zuständig fühlt. Deshalb greift auch niemand ein. Es sind letztlich die ganz unten in der Hierarchie der Bodenverteilung, die entscheiden, was in ihrer Gemeinde passiert oder nicht passiert. Und da glaube ich, brauchen wir eine sehr viel bessere Planung", sagte dazu Prof. Manfred Niekisch, stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrats für Umweltfragen.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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