Unfassbar: Hessens größtes zusammenhängendes Waldgebiet soll zum Wind-Industriegebiet werden
Archivmeldung vom 09.03.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.03.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićGemeint ist der Reinhardswald, der auch als „Schatzhaus der europäischen Wälder“ oder „Grimms Märchenwald“ bekannt ist. Insgesamt sind 7 sogenannte Vorrangflächen mit zusammen etwa 2000 Hektar (= 20 Millionen m²) im tausendjährigen Reinhardswald für die Bebauung mit Windanlagen ausgewiesen worden. Der massive Widerstand der betroffenen Bürger wird von der Landesregierung ignoriert. Fällt die Natur einzelnen Profiteuren zum Opfer? Dies schreibt die Bürgerinitiative "Rettet den Reinhardswald" auf Ihrer Internetseite "rettet-den-reinhardswald.de".
Weiter heißt es dort: "Aktueller Status Stand 12/2023:
Final ist noch lange nichts entschieden! Das Hauptverfahren ist noch nicht eröffnet! Spenden werden dringend benötigt!
Was bisher geschah:
Am 2.2.2022 genehmigte das Regierungspräsidium Kassel die ersten 18 Großwindturbinen im Reinhardswald (Flächen KS 04a und KS 04b, s. Karte). Eine Anliegerkommune, einige betroffene Einzelpersonen und zwei Naturschutzverbände reichten umgehend Klage ein. Sie konnten die sofort begonnenen Fällungen für die 18 Baufelder nicht mehr verhindern, brachten aber beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof HVGH mehrere Eilanträge ein. Den vorgetragenen Verstößen gegen den Artenschutz wie auch gegen das hessische Baurecht entsprach der HVGH und verhängte jeweils vollständige Baustopps. So zuletzt im Februar 2023 bei unmittelbar bevorstehendem Beginn der Arbeiten für die 14 Kilometer lange Schwerlasttrasse durch den Reinhardswald. Das Gericht hatte die Massivität dieses Eingriffes erkannt und gemäß hessischer Bauordnung eine Baugenehmigung verlangt, die nicht vorlag.
Darauf wurde in nur wenigen Monaten das Baurecht in Hessen geändert. Zuwegungen zu Windanlagen – egal wie umfänglich und auch im Wald – sind nun baugenehmigungsfrei. Im Oktober 2023 musste das Gericht daher die Fällungen und Rodungen für die geplante Schwerlasttrasse im Reinhardswald zugestehen, untersagte aber weiter alle baulichen Arbeiten! Trotzdem und trotz der laufenden Klagen und des damit noch lange völlig ungewissen Ausganges des Vorhabens, ließ die Windpark Reinhardswald GmbH&Co.KG noch im Oktober und November und ohne Rücksicht auf den völlig durchweichten, wertvollen Waldboden hektarweise gesunde Buchen aber auch Eichen „auf Verdacht” fällen! Mehr als die Hälfte davon weit über 100, sogar bis 200 Jahre alt. Darunter selbst eigentlich geschützte Habitatbäume. Kilometerlange breite Schneisen und weitere kahlgeschlagene Flächen sind das Ergebnis. In den tief ausgefahrenen Fahrspuren auf völlig unbefestigtem Untergrund rinnt das Wasser, das so dringend im Wald benötigt wird, jetzt die Hänge hinunter. Die Schäden sind immens.
Dennoch: Final ist noch lange nichts entschieden! Das Hauptverfahren ist noch nicht eröffnet! Spenden werden dringend benötigt!
Auch auf weiteren Flächen im Reinhardswald wird geplant: 9 Windturbinen auf der Fläche KS14 wurden bereits genehmigt, 10 Anlagen sollen auf KS 26 entstehen (s. Karte).
Und das wäre erst der Anfang. Insgesamt könnten auf den sieben Flächen im Reinhardswald 50 oder mehr dieser gigantischen Anlagen gebaut werden.
DAS PROBLEM
Natur-Zerstörung
Der Reinhardswald beherbergt eine große Artenvielfalt. Geschützte Vögel, Fledermäuse und Millionen von Insekten werden durch die rotierenden Windradflügel zerfetzt. Waldflächen werden hektarweise gerodet, verdichtet, das Grundwasser gefährdet – ein intaktes Ökosystem dauerhaft zerstört.
Macht & Geld
Der Reinhardswald ist in Landes-Besitz. Dadurch haben die direkt betroffenen Gemeinden und Bürger keine Möglichkeit einzugreifen und z.B. Bürgerbegehren zu starten. Zehntausende Proteststimmen werden vom zuständigen Land Hessen bis heute ignoriert, das hohe fünfstellige Pachteinnahmen pro Jahr/Anlage erhält.
Greenwashing
Windkraft im Wald ist in vielen anderen Bundesländern verboten. Im hessischen Reinhardswald missbraucht man immer noch den Klimaschutz als Rechtfertigung für den Bau von Windanlagen. Es handelt sich dabei jedoch in erster Linie um ein Wirtschaftsprojekt. Der umweltbewusste Bürger wird in die Irre geführt.
Dramatische Folgen
Sobald ein geschlossenes Waldgebiet wie der Reinhardswald erstmalig industriell genutzt wurde, gilt es als vorgeschädigt. Es verliert somit seinen besonderen Schutzstatus. Weitere Eingriffe, z.B. Schneisen für Hochspannungsleitungen und sonstige Maßnahmen, werden dadurch automatisch ermöglicht.
Schwachwind
Alle ausgewiesenen Flächen sind Schwachwind-Gebiete. Diese Gebiete werden paradoxerweise besonders hoch subventioniert. Und nur deshalb sollen dort derart gigantische Windanlagen gebaut werden. Der Energieertrag der Windräder bleibt dennoch zweifelhaft – der Preis ist umso höher.
Tourismus-Killer
Das Oberwesertal ist eine ohnehin schon strukturschwache Region, die auf den Tourismus angewiesen ist. Nun wird sie auch ihrer letzten Ressource beraubt: der fast unberührten Natur. Die riesigen Windräder zerstören das einzigartige Landschafts-Panorama und die Zukunfts- perspektive einer ganzen Gegend.
- Spendenmöglichkeit an "Rettet den Reinhardswald" hier."
Quelle: Rettet den Reinhardswald