Nesträubern auf der Spur
Archivmeldung vom 01.04.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićJetzt beginnt die Balzzeit der Austernfischer. Auf den drei Halligen Hooge, Langeneß oder Oland im nordfriesischen Wattenmeer sind die Liebeslockrufe der Männchen nach einem Weibchen derzeit nicht zu überhören. Mit seiner Trillerbalz beeindruckt der Austernfischer nicht nur potenzielle Vogel-Partnerinnen, sondern auch die menschlichen Halligbewohner.
Wegen seiner roten Beine und dem langen roten Schnabel wird er auch Kleiner Halligstorch genannt. Aber das alljährliche Schauspiel könnte schon bald zur Seltenheit werden: "Auch wenn der Austernfischer im Frühling sehr präsent scheint, so ist sein Bestand doch bedroht", sagt Lea-Carina Mendel, Artenschützerin der Deutschen Wildtier Stiftung. Das liegt in erster Linie an den Fressfeinden, die seine Gelege und die Küken rauben.
Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt den Naturschutzverein Schutzstation Wattenmeer e.V. dabei, den Nesträubern auf die Spur kommen: Durch das Aufstellen von automatischen Kameras an den Nestern können die Vogelschützer herausfinden, durch wen genau und in welchem Umfang die Brut der Austernfischer und anderer Küstenvögel gefährdet sind. Ein erster Zwischenbericht liegt bereits vor. "Die schlimmsten Eierdiebe sind Wanderratten. Sie räumen nachts die Nester aus und greifen sogar die Elternvögel gezielt an", sagt Lea-Carina Mendel. Dann sieht man einen Altvogel am frühen Morgen statt auf vier Eiern sitzend allein am Nest hocken.
"Jeder Verlust, auch der eines einzelnen Eis, tut weh", sagt Benjamin Gnep, Koordinator im Brutvogelmonitoring der Schutzstation Wattenmeer e.V. Im letzten Jahr beobachteten die Vogelschützer auf den Halligen 346 Nester und werteten über fünf Millionen Fotos der Gelege aus. Mindestens ein knappes Drittel - 109 Nester - wurde den Aufnahmen zufolge von Wanderratten geplündert; allein 86 davon auf der Hallig Hooge. Aber auch Steinmarder, Füchse oder Möwen haben es auf die Gelege abgesehen.
Das alles sind erste Erkenntnisse, um mehr über das Vorkommen und den Einfluss von tierischen Räubern auf die Bestände der Austernfischer und anderer Küstenvögel zu erfahren. Denn trotz der großen Bedeutung der Halligen als Brutgebiet ist darüber immer noch wenig bekannt. "Wir wollen mit unserer Arbeit diese Wissenslücke schließen, um dann geeignete Schutzmaßnahmen für die Hallig-Vögel entwickeln zu können", sagt Gnep. So müssten vermutlich die Zugangsmöglichkeiten für standortfremde Fressfeinde, die etwa über Dämme auf die Halligen gelangen, eingeschränkt werden. "Wo das nicht möglich ist, werden wir um Entnahmen nicht herumkommen", sagt der Artenschützer voraus.
Info:
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (ots)