Hotspots der Amphibien-Vielfalt sind zugleich Brennpunkte zukünftiger Bedrohung
Archivmeldung vom 17.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAmphibienpopulationen gehen weltweit zurück. Dieser Trend übersteigt den anderer Tiergruppen erheblich, denn mehr als 30% aller Amphibienarten gelten laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als bedroht. Dazu tragen zahlreiche Faktoren wie Klimawandel und Landnutzung bei. Ihre räumliche Verbreitung und Interaktion ist bisher jedoch schlecht dokumentiert. Eine heute vorab online in Nature veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern um Dr. Christian Hof (Universität Kopenhagen, heute: BiK-F) zeigt, dass die Gebiete mit der größten Amphibienvielfalt den stärksten Bedrohungen ausgesetzt sind.
Bedrohung durch Klimawandel und veränderte Landnutzung überschneiden sich Zu den größten Bedrohungen für Amphibien gehören Klimawandel, veränderte Landnutzung und die Pilzkrankheit Chytridiomykose. In ihrer Studie untersuchten Christian Hof und Kollegen die geografische Verbreitung dieser Faktoren und verglichen sie mit der globalen Verteilung der Amphibienvielfalt. „Während sich die Regionen überlappen, in denen Klima- und Landnutzungswandel voraussichtlich den größten Einfluss auf die Amphibien haben werden“, erklärt Hof, „überschneiden sich die Gebiete, in denen Amphibien voraussichtlich durch den Chytridpilz bedroht sind, weniger mit diesen.”
Hotspots besonders gefährdet Weiterhin dokumentierten die Forscher, dass die artenreichsten Gebiete ein besonders hohes Risiko haben, von mindestens einem der drei Bedrohungsfaktoren betroffen zu werden. „Unsere Studie zeigt, dass wahrscheinlich mehr als zwei Drittel der Hotspots globaler Amphibiendiversität von mindestens einem der drei untersuchten Gefährdungsfaktoren negativ beeinträchtigt werden“, so Miguel Araújo vom Spanischen Forschungsrat (CSIC). Den stärksten, klimawandelbedingten Rückgang in der Amphibienvielfalt wird es voraussichtlich in Afrika, in Teilen des nördlichen Südamerika und den Anden geben.
Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren bisher kaum berücksichtigt Auf der Basis der beobachteten Überschneidung der Risikofaktoren gehen die Autoren der Studie davon aus, dass Untersuchungen, die nur einen Gefährdungsfaktor berücksichtigen, ein zu optimistisches Bild zeichnen. „Der Rückgang der Amphibien wird sich in den nächsten Jahrzehnten aller Voraussicht nach beschleunigen. Die Summe der verschiedenen Faktoren gefährdet die Populationen weit mehr, als frühere, mono-kausale Studien angenommen haben.“ betont Carsten Rahbek, Universität Kopenhagen. Walter Jetz, Yale University, fügt hinzu: „Ein Drittel aller Amphibienarten sind von der IUCN bereits als bedroht eingestuft. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines stärkeren Engagements in der Naturschutzforschung und im praktischen Naturschutz für diese stark bedrohte Tiergruppe.“
Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen (idw)