DWD: Dem Temperaturrekordjahr 2014 folgt ein deutlich zu warmer Januar 2015
Archivmeldung vom 30.01.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHäufige westliche Wetterlagen sorgten in Deutschland für einen facettenreichen Januar 2015. Von frühlingshafter Wärme mit Rekordtemperaturen über schwere Stürme bis hin zu kurzen Winterintermezzos war alles im Angebot. Insgesamt fiel der Monat sehr mild und niederschlagsreich sowie sonnenscheinarm aus. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
Nachdem das Jahr 2014 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen war, zeigte auch der Januar 2015 in Deutschland eine positive Temperaturanomalie. Die Durchschnittstemperatur betrug 2,1 Grad Celsius (°C) und lag damit um 2,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 von -0,5°C. Im Vergleich zur wärmeren Periode 1981 bis 2010 erreichte die Abweichung +1,7 Grad. Zu Beginn des Monats herrschte Hochdruckeinfluss, der aber nur im Süden wolkenarmes Wetter brachte. So konnte die Temperatur dort über der noch vorhandenen Schneedecke bis in den strengen Frostbereich absinken. Das im württembergischen Allgäu gelegene Leutkirch-Herlazhofen meldete mit -15,2°C in der Nacht zum 1. den tiefsten Wert im Januar. Anschließend herrschte unter Tiefdruckeinfluss in der ersten und zweiten Monatsdekade eine lebhafte westliche Strömung, die überwiegend sehr milde Luftmassen heranführte. Orkantief „Felix“ sorgte am 10. In Deutschland für frühlingshafte Wärme. Die Temperaturen stiegen erstmals in einem Januar auf Rekordwerte von über 20°C. In Piding in Oberbayern wurden 20,5°C erreicht.
Wiederkehrende Niederschläge bewirkten einen zu nassen Januar
Der Januar 2015 verlief deutlich zu niederschlagsreich. Mit 87 Litern pro Quadratmeter (l/m²) übertraf er sein Soll von 61 l/m² um 42 Prozent. Verantwortlich für den vielen Regen und Schnee war die rege, vom Atlantik nach Europa gerichtete Tiefdrucktätigkeit. Der meiste Niederschlag fiel im Schwarzwald mit bis etwa 300 l/m². Im Thüringer Becken sowie im nördlichen und östlichen Harzvorland blieb es mit örtlich weniger als 30 l/m² vergleichsweise niederschlagsarm. Die höchste Tagessumme meldete die Station Sankt Blasien-Menzenschwand im Schwarzwald mit 59 l/m² am 3., als das kleine Tief „Alexander“ über Süddeutschland nach Südosten zog. In den meisten Mittelgebirgen herrschte lange chronischer Schneemangel. Nur zu Beginn des Monats und in der letzten Dekade lag dort, ebenso wie im Alpenvorland, eine Schneedecke. Am Ende des Monats konnte die Schneedecke weiter anwachsen.
Im Ergebnis eine leicht negative Sonnenscheinbilanz
In Deutschland blieb die Sonnenscheindauer im Januar 2015 mit 35 Stunden um 19 Prozent unter dem Soll von 44 Stunden. Am längsten zeigte sich die Sonne im Allgäu und im Bayerischen Oberland mit bis zu 70 Stunden. Weniger als 20 Stunden schien sie dagegen gebietsweise im Vogelsberg und im Thüringer Wald.
Das Wetter in den Bundesländern im Januar 2015
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein gehörte im Januar 2015 mit 2,9°C (0,3°C) zu den wärmeren Bundesländern. Bei 111 l/m² (64 l/m²) Niederschlag erreichte die Sonnenscheindauer mit 38 Stunden (39 Stunden) fast ihr Soll. Hamburg registrierte sogar 3,2°C (0,5°C) und führt damit das Ranking der wärmsten Bundesländer an. Mit 111 l/m² fielen 81 Prozent mehr als im klimatologischen Mittel (61 l/m²). Die Sonne zeigte sich 31 Stunden (39 Stunden). Bei Böen um 100 km/h verletzte ein umstürzender Baum am 9. zwei Mädchen auf einem Hamburger Schulhof. Zwei Tage später brachte Orkantief „Felix“ dem Stadtstaat eine schwere Sturmflut.
Niedersachsen und Bremen: Mit 3,1°C (0,6°C) in Niedersachsen und 3,1°C (0,9°C) in Bremen wurden verhältnismäßig hohe Mitteltemperaturen dokumentiert. Der Niederschlag akkumulierte in Niedersachsen bei 32 Sonnenstunden (38 Stunden) auf 90 l/m² (62 l/m²). In Bremen erfasste der DWD bei 35 Sonnenstunden (39 Stunden) 102 l/m² (59 l/m²) Niederschlag. Bei Schnee- und Eisglätte starben am 25. auf der A1 bei Sittensen, östlich von Bremen, zwei Menschen bei einem Verkehrsunfall.
Mecklenburg-Vorpommern: Mecklenburg-Vorpommern bewegte sich im Januar mit einer Durchschnittstemperatur von 2,7°C (-0,6°C), einer Niederschlagsmenge von 78 l/m² (45 l/m²) und einer Sonnenscheindauer von 36 Stunden (41 Stunden) im Mittelfeld des Länderrankings. Am 10. erreichten Orkanböen an der Ostseeküste bis 136 km/h und im Binnenland bis 119 km/h.
Brandenburg und Berlin: Brandenburg registrierte 2,9°C (-0,8°C), Berlin war mit 3,1°C (-0,5°C) etwas wärmer. Während in der Bundeshauptstadt 75 l/m² (42 l/m²) fielen, war Brandenburg bei einer Sonnenscheindauer von 31 Stunden (44 Stunden) mit 69 l/m² (40 l/m²) ein vergleichsweise trockenes Bundesland. Berlin belegte mit nur 25 Sonnenstunden (43 Stunden) den letzten Platz. In Prenzlau, im Landkreis Uckermark, wurde am 9. eine Schule evakuiert, nachdem Böen um 100 km/h das Dach weggefegt hatten.
Sachsen-Anhalt: Für Sachsen-Anhalt ermittelte der DWD durchschnittlich 2,9°C (-0,3°C). Am 10. wurden mit 15,6°C in Halle-Kröllwitz sogar Rekordtemperaturen für den Januar gemessen. Bei 56 l/m² (39 l/m²) und einer Sonnenscheindauer von 42 Stunden (43 Stunden) war es das niederschlagsärmste und sonnenscheinreichste Bundesland.
Sachsen: In Sachsen betrug die gemittelte Temperatur 2,0°C (-1,2°C). Am 10. traten örtlich neue Temperaturrekorde für den Januar auf, wie zum Beispiel in Dresden-Strehlen mit 16,2°C. Im zweittrockensten Bundesland wurden bei 34 Sonnenstunden (50 Stunden) 61 l/m² Niederschlag (49 l/m²) gemessen.
Thüringen: Im Januar errechneten die Meteorologen eine Mitteltemperatur von 1,8°C (-1,3°C). Jena meldete am 10. außergewöhnliche 16,6°C. Zugleich gab es an einem Drittel aller DWD-Stationen neue Temperaturrekorde. Der Niederschlag summierte sich auf 68 l/m² (51 l/m²), die Sonnenscheindauer auf 35 Stunden (43 Stunden).
Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen notierte 2,7°C (1,2°C), 94 l/m² (77 l/m²) Niederschlag und eine Sonnenscheindauer von 36 Stunden (42 Stunden). Während in den höheren Lagen lange Zeit nur wenig Schnee lag, sorgten Schneefälle bis ins Flachland am 24. für chaotische Straßenverhältnisse. Bei fast 2 000 Unfällen wurden 25 Menschen schwer und 120 leicht verletzt.
Hessen: Bei 28 Stunden (36 Stunden) Sonnenschein und einer Temperatur von 1,8°C (-0,4°C) präsentierte sich Hessen als sonnenscheinarme und vergleichsweise kalte Region. Trotzdem verzeichneten 34 Prozent aller hessischen DWD-Stationen am 10. neue Temperaturrekorde für den Januar. Insgesamt fielen 81 l/m² (63 l/m²).
Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz zählte laut DWD mit 1,8°C (0,2°C) zu den kälteren Gefilden Deutschlands. Die Niederschlagsmenge erreichte mit 98 l/m² 148 Prozent des Solls (67 l/m²). Die Sonne schien nur 33 Stunden (41 Stunden).
Saarland: Das Saarland war mit 1,7°C (0,5°C) das zweitkälteste und mit 124 l/m² (86 l/m²) das niederschlagsreichste Bundesland. Spärliche 27 Stunden (40 Stunden) schien die Sonne, so dass hier das kleinste Flächenland den vorletzten Platz belegte.
Baden-Württemberg: Baden Württemberg war im Länder-Vergleich mit 1,7°C (-0,7°C) ziemlich kühl, mit 114 l/m² (75 l/m²) sehr niederschlagsreich und dennoch mit 39 Stunden (49 Stunden) ein sonniges Bundesland. Am 1. fiel die Temperatur in Leutkirch-Herlazhofen in der Nacht auf -15,2°C. In Ohlsbach, südöstlich von Offenburg, kletterte das Quecksilber am 10. auf ungewöhnlich milde 16,7°C. Das kleine Tief „Alexander“ brachte am 3. vor allem dem Schwarzwald viel Niederschlag. Sankt Blasien-Menzenschwand meldete 59 l/m². Insgesamt fielen im Schwarzwald bis zu 300 l/m².
Bayern: Obwohl Bayern mit einem Mittel von 1,2°C (-1,9°C) das kälteste Bundesland war, wurden am 10. vielerorts neue Monatsrekorde bei der Höchsttemperatur gemessen. Im oberbayerischen Piding kletterte das Quecksilber sogar auf 20,5°C. Damit wurde in Deutschland zum ersten Mal die 20°C-Marke in einem Januar überschritten. Die Niederschlagsmenge betrug 90 l/m² (66 l/m²). Am 3. fielen in Marktschellenberg 47,8 l/m². Die Sonne schien 39 Stunden (50 Stunden). Das Allgäu und Bayerische Oberland waren mit bis zu 70 Stunden die bundesweit sonnigsten Gebiete.
Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Quelle: DWD